13 Streck Muskeln der Finger, manchmal beide zugleich. Es wird somit dem Leser einleuchten, daß diese Krankheit kein Wesen an sich ist, das etwa den Menschen überfällt, vielmehr das Ergebnis ist von Störungen in der Bewegungsthätigkeit der normal veranlagten Gliedmaßen. Dennoch hat Prof. Nnßbaum unlängst sich geäußert: daß über wenige Krankheiten noch ein so dichter Schleier liege, wie über dem S ch r e i b e r k r a m p f. Der Leser wird aber bald erfahren , ob es mir gelungen, diesen Schleier zu lüften und ob, wenn meine Anordnungen befolgt werden, dann nicht der Schreiberkrampf aufgehört haben wird, Menschen zu quälen und unglücklich zu machen. Um die verschiedenen Stadien des Schreiberkrampfes und alles dessen, was als solcher angesehen wird, zu veran schaulichen, habe ich hier 144 Fälle in 24 Gruppen zusammengestellt, wo Per sonen aus den verschiedensten Lebensstellungen und Altersklassen beider Geschlechter, welche beim Schreiben mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und sich als an dem besagten Übel leidend meldeten, vorkommen. Im weiteren versucht nun Verfasser ans den verschiedenen Symptomengruppen die materiell nachweisbaren Störungsursachen in der Bewegungsthätigkeit des Armes und seiner Teile anschaulich zu machen und die Krankheit selbst als eine notwendige Folge der falschen Haltung des Körpers, der unrichtigen Verwendung des Arm mechanismus. der falschen Schreib Methoden und des Gebrauchs un zweckmäßiger Schreibwerkzeuge zu kennzeichnen und möchte ich der artig Leidende auffordern, das in diesen Abschnitten Gesagte selbst nachzulesen und — zu befolgen, was ihnen mehr Nutzen bringen dürfte, als alles bisher von Medizinern und Chirurgen ersten Ranges gegen ihr Leiden Empfohlene und Angewandte! 10. Eduard Baltzer, A p o l l o n i u s von T y a n a. Aus dem Griechischen des Philostratus übersetzt und erläutert. Mit einer Übersichtskarte. 1883. gr. 8., 403 S. Rudolstadt, Hartung & Sohn. Preis M. 6. Hufeland sagt in seiner bekannten „Makrobiotik" S. 93 Folgendes: A p o l l o n i u S v o n T y a n ä , ein schöner vollkommener, in allen geistigen und körperlichen Eigenschaften außerordentlicher Mann, der bei den Christen für einen Zauberer, bei den Römern und Griechen für einen Götterboten galt, in seiner Diät ein Nach folger des Pythagoras und ein großer Freund des Reifens war, wurde über 100 Jahre alt! Der Inhalt des hübsch ausgestatteten Buches besteht aus einer Einlei tung, 8 Büchern und einem Nachwort. In der Einleitung sagt E. Baltzer, daß die Einen das Buch ein Märchenbuch nennen und Apollonins gar nicht existirt habe und fügt hinzu, daß, wenn dem so sei und es 2 Jahrtausende ein Weltinteresse sich erhalten konnte, so verdiene es wohl, daß wir es kennen lernen und zwar nicht durch flüchtiges Hörensagen, sondern durch eigene Lektüre. Andere meinen, Apollonins habe zwar nicht existirt, aber Philostratus habe dieses Phantasiebild erfunden, um einen Heiden Heiland dem Christenheiland feindlich gegenüber zu stellen und den letzteren durch ersteren zu besiegen! Wenn dem so ist, wie interessant muß das Buch sein mit seiner Personificirung des verjüngten klassischen Altertums, das, ein Herkules geistiger Art, das Christen tum besiegen sollte! Andere fassen dieses philostratische Bild so auf, daß es nicht sowohl c'n feindliches Gegenstück, sondern eine freundliche Parallele des Christentums sei, ein N e b e n ch r i st u s im Sinne des damals sogenannten Synkretismus, der Verschmelzung beider Richtungen, also etwa wie es Julianus Apostata oder ähnliche Männer von Charakter und GW gedacht. Ist dem so, wie sollte es nicht jedes Christenherz interessiren, ein Lichtbild zu studiren, das in engem Rahmen den Geist jener nach einheitlicher Lösung ringender Probleme