19 MMmmMr Merkverse für Mütter und Damen, die es werden wollen. Ist'» Kind ein Jahr alt und gesund, Die Knochen fest, die Glieder rund, Jetzt soll man es gewöhnen d'ran, Daß es auch „Kalt" ertragen kann. Gleich auf ein warmes Kad fortan Zieht man Frottirhandschuhe an, Taucht sie in frisches Wasser schnell Und reibt damit dem Kind sein Fell. Bald zeigt sich, wie es größer ward, Daß auch mit Nahrung aller Art, Von Thier (?) und Pflanze, zahm und wild. Der Mensch den Lebenszweck erfüllt. Milchkaffee, Bier (?) ist nicht verbannt (?), Und merket das in Stadt und Land: Die Kolt nicht immer einerlei, Noch allzu reizend, üppig fei! Auch die Verdauung fordert Zeit, Drum eßt mit Regelmäßigkeit Und gönnt dem Magen feine Ruh' Und laßt nicht effen immerzu! Richt Jedem aber Jedes frommt, Von schlecht verdauter Nahrung kommt Kartoffelbauch und Drüsenhals: Da spart nicht allzusehr das Salz. Befleißigt Euch der Mäßigkeit Und haltet ein die rechte Zeit, Auch findet stets die Regel statt, Die heißt: man nehme, so man hat! (?) (Schluß.) Gebt Acht, daß der Milchzähne Reih' Gesund und wohl erhalten sei, Daß jeder dem, der ihn verdrängt, Den Platz erhalte unbeengt. Jetzt fängt das Kind zu gehen an, Daß man ihm Schuh' anziehen kann, Das ist ein Spaß! Eng, kurz und fest Wird gleich das Füßlein eingepreßt; Und allermeist der großen Zeh Ergeht es jämmerlich — o weh! Gerad' gewachsen von Natur — Davon sieht bald man keine Spur! Für rechten und für linken Fuß Verschied'ne Schuh' man haben muß; Sie rechts und links zu machen gleich Das ist der größte Narren streich! Verfchied'ne Handschuh sind ja auch Für recht' und linke Hand im Brauch. Wird Deutschland endlich auch noch frei Von dieser Schuh-Chineserei? — Bald ist die Zeit herangerückt, Wo man das Kind zur Schule schickt — Die soll für Bub' und Mägdelein Nicht Kindsmagd und nicht Treibhaus sein. D'rum hat's nicht gar so große Eil'; Doch's Kind wird groß, kriegt Langeweil! Jetzt lauf in d' Schul' und putz dein' Nas', Paß fleißig auf, so lernst du was! — Nachschrift der Redaction! Es wird so viel geklagt über die große Kindersterblichkeit im e r st e n Lebensjahre und gar nicht bedacht, daß dies zum größten Theil das Werk der unwissenden und faulen Mütter selbst ist und nur zum kleineren Theile die Folge unrichtiger Behandlung in Krankheiten, darum sind obige Merkverse extra für sie gemacht worden. Es ist zwar ein allgemeiner Glaube, aber ein recht dummer, nämlich daß viele kleine Kinder sterben müssen, damit die Erde nicht vorzeitig übervölkert werde, gerade so wie auch nicht alle Baum- blüthen zu Früchten reifen, was ich sogar aus dem Munde eines höheren protestantischen Geistlichen (!) gehört habe; wir waren nämlich Beide zu Tische geladen in einer Familie, wo ich kurz zuvor den einzigen 4jährigen Sohn an akuter Gehirnentzündung mit gutem Erfolg behandelt hatte, wovon diesem Geistlichen, als Onkel des Knaben, in: Laufe des Gespräches erzählt wurde, was denselben dann zu dem Ausspruche veranlaßte: „ob Kinder in Krankheiten allöopathisch, homöopathisch, hydropathisch oder gar nicht behandelt werden, das bleibt sich ganz egal, denn ein gewisses Prozent derselben must sterben trotz alledem!" Ich hielt es für unnölhig, mich mit diesem orthodoxen Manne Gottes in einen Streit einzulassen, ihm auf seine einfältige