22 Richtig dagegen ist , was Verfasser über Behandlung von a st st e n i s ch e n und st h e n i s ch e n acuten Erkrankungen und die Mißgriffe anfiihrt, die hier namentlich von seinen gelehrten approbirten Collegen begangen werden. Er sagt: . „Die Quantität der noch vorhandenen Lebenskräfte in entzündlichen Krankheiten gleicht einer verlöschenden Flamme und ist als Fonds zu betrachten zur Beschaffung besserer Kräfte. Und ebenso wie man einen Theil jener Flamme, aber auch nur einen Theil derselben verwenden darf zur Entzündung eines compacteren Brennmaterials, wenn man durch Ueberanstrengung der ganzen Flamme dieselbe nicht ganz verlöschen sehen will, ebenso dürfen die R e i z m i t t e L, durch welche die darniederliegende N e r Ven en e r g i e bei asthenischen Erkrankungen gehoben werden soll, nicht den ganzen K r ä f t e v o r r a t h in Anspruch nehmen. Erst mit der Anfachung einer stärkeren Lebensstamme darf ein größerer Theil derselben zur Verwendung kommen oder, mit anderen Worten : erst nach Hebung der N e r v e n e n e r g i e kann das Ner vensystem stärkere Reize vertragen. Demzufolge kann in a st h e n i s ch e n acuten Krankheiten nur eine m ö g l i ch st dünne S ch i ch t k a l t e n Wassers vor: n i e d r i g e r T e m p e r a t u r a u f E i n - mal, dafür aber aus desto kürzere Zeit zur Anwendung kommen, deshalb nur die Form von „Einpackung " und überdies in stark a us g e w und enem Lein tuche, ja man muß sich manchmal anfangs wegen der hohen xrostratio virium nur mit einer flüchtigen Abwaschung mit kaltem Wasser begnügen, wogegen man bei st h e n i s ch e n Processen das Leintuch nässer läßt, ja 2 und 3 nasse Lein tücher auf einmal in die Kotze geben kann, VE" Asthenische und sthenische acute Erkrankung, was heißt das? Prof. Dr. Wagner hat in seinem „Handbuch der allgemeinen Pathologie" diese Ausdrücke nicht mehr im Gebrauch; sie gehören einer älteren Zeit an; der Engländer Brown hatte sie in die Medizin eingeführt und be zeichnete mit Asthenie eine zu schwache Erregung, mit Sthenie das Gegentheil, eine zu starke Erregung. 2. Bei Nervenkrankheiten; mögen dieselben nun in groben mate riellen Veränderungen oder nur in f u n c t i o n e l l e n Anomalien bestehen, mögen sie centraler oder peripherischer Natur sein. Bei der Wahl der Behandlungsweise diene als Richtschnur im Allgemeinen der Umstand, ob man es mit einer krankhaft erhöhten oder aber mit einer ernied rigten N e r v e n e r r e g b a r k e i t zu thun hat; int ersten Falle empfehle sich die Anwendung von hochtemperirtem kalten (?) Wasser (giebt' s denn das auch? Ich dächte, wenn hochtemperirt, dann ist das Wasser warm und nicht mehr kalt! G. W.) und zwar in solchen Formen, bei denen man auch den mechanische n Reiz und jede bedeutende Wärmeentziehung zu meiden im Stande ist; im zw eiten Falle ist wieder ein entsprechend erregendes Verfahren am Platze. Verfasser fügt dann noch hinzu, daß man nicht erwarten dürfe, daß die B e s s e r u n g solcher Kranken immer in gerader Linie fortschreite; nicht in geraden Linien nehmen die chronischen Krank heiten zu und folglich können sie auch nicht in gerader Linie abnehmen; die Besserungs linie ist vielmehr immer eine wellenförmige; auch sonst in der Natur beobachtet man ja das Gleiche; die Uebergänge vom Winter zum Frühjahre und zum Sommer, die vom Sommer zum Winter sind gleichfalls wellenförmige, die Uebergänge vom Gebirge zur Ebene sind es nicht minder; so steht's auch mit den chronischen Krankheiten; erst wenn binnen eines Langen Zeitraumes die nachfolgenden Wellen der Besserung sich größ'er darstellen, als die vorangegangenen, und die Thäler der Verschlimmerung ge ringer, erst dann, aber auch nur dann darf man eine Besserung constatiren. 3. Bei chronischen Katarrhen aller Organe und Formen. Vers. sagt hier, daß bei M a g e n - und Darmkatarrhen die Thermo- therapie mit Recht gerühmt werde; minder bekannt jet aber, daß 10 chronische Bron chialkatarrhe sich rascher beseitigen lassen, als ein einziger ordentlicher Magenkatarrh; freilich dürfe man dabei keine Kaltwasserkuren treiben, sondern müsse die feuchte Wärme in Form von fördernden Umschlägen fleißig auf den Thorax einwirken lassen. Von Blasenkatarrhen wissen die Lehrbücher der Medizin in der Regel zu erzählen, daß sie sich n i e vollständig heilen lassen, allein auch diese schlechte Prognose müsse dahin richtig gestellt werden, daß sie sich thermisch in der Regel vollständig heilen lassen. Die Behandlung aller chronischen Katarrhe erfolge in seiner Anstalt mit lokal fördern de n Umschlägen und mit allgemeiner Diaphorese, also mittelst der dreigliederigen sör-