Dresden, den 5. August. M 25. 1863. Der Natnrarzt. KorrespondenzklaLt für Ireunde naturgemäßer Heilmethoden. Herausgegeben von vr. W. Meinert. (Dresden, Kaitzcr Str. Nr. S.) Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern ä l Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. SB.; Abonnement pränumc« ^u°° ^lahng, halb- oder ganzrahrrg. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare L 2 Thlr. oder 4 Fl. -B. 4b. noch direct von dem Herausgeber bezogen werden können. Alle Briefe und Sendungen an die Redaction werden franco erbeten oder auf Vuchhändlerweg an die Buchhandluug von H. I. Zeh. Bestellungen nehmen an: alle Buchhandlungen (in Dresden die von H. I. Zeh), alle Postanstalten und die Redaction selbst. Solche, welche, (franco und unter Beilage des Betrags für die Zeit, auf welche bestellt wird) direct bei der Redaction gemacht werden, erfahren drrecte wöchentliche Expedition per Post (franco in Kreuzband -oder Packet innerhalb der Grenzen des deutsch - österreichischen Postaebretes.) Einzelne Nummern tosten 3 Ngr oder 20 Kr. W. W. Einige Rechtsertigungssätze der Redaction, gegenüber verschiedenen, ihr zugekommenen Anfragen, Wünschen, Beschwerden und Vorwürfen. (Fortsetzung.) 7. Die Freunde der „strengen Wasserkur" zürnen uns.zum Theil noch, daß wir die Schroth'sche Kur der Prießnitz- schen als ebenbürtig darstellen, resp. eine „Verbindung — Combination" beider anstreben. Obgleich wir unsere Gründe hierfür schon mehrere Male hier oder da vorgebracht haben, so verfehlen wir doch nicht, dieselben auch gegenwärtig noch mals und zusammengestellt zu unserer diesfallsigen Rechtferti gung zu erwähnen*). Zunächst müssen wir aber hervorheben, daß der Ausdruck „Verbindung" (der oder zwischen beiden Kurweisen) nicht das richtige Wort ist für unser „Bestre ben", sondern daß der syntetische Sinn desselben ein echt mathematischer ist, dergestalt, daß wir darunter eine Bemü hung unserer Seits verstanden zu sehen wünschen, die in beiden Kurweisen gegebenen Heilelemente so (ver schiedenartig) zusammenzustellen, daß keine unter einer gegebenen Bedingung (specieller Krankheitsfall und In dividualität) mögliche Zusammenstellung unbeachtet bleibe. Dies bedingt nun nach mathematischen Begriffen nicht blos eine Nebenstellung sondern auch eine Permu tation und Variation, mit einem Worte eine „Combi nation" zwischen den verschiedenen Elementen der Prießnitz- schen und Schroth'schen Kur, die eine blos rohe „Verbin dung" völlig ausschließt. Die Besprechung der Schroth'schen Kur und die Empfeh lung der Combination ihrer einzelnen Factoren mit der Was serkur mußte aber und muß auch künftig in unserem, der Un partheiligkeit und Wahrheit allein huldigenden und nachstre benden Blatte statthaben, a) weil die Schroth'sche Kur dies an und für sich verdient, weil es also ihr innerer Werth er *) Wir wollen damit den einschlägigen Auseinandersetzungen in der hoffentlich nun recht bald bevorstehenden Rede des Vater Oswald bei Gele genheit der Einweihung des Krankenhauses zu Goldenthal (s. im vorj. „Wasserfreund" zuletzt S. 288) keineswegs vorgreifen, aber wir halten für unerläßlich und für ebenso nützlich, schon hier einen Ueber blick über dieses Thema zu geben, wenn auch nur in den Hauptzügen und die Ausführung des Speciellen jener Rede überlassend. heischt, und b) weil es eine Thorheit wäre, zu glauben, daß die angestrebte Selbstständigkeit der Naturheilmethode, d. h. ihre staatliche Anerkennung für Lehre (an Universitäten) und Praxis (in öffentlichen Krankenhäusern) ohne die Betheiligung der Anhänger der Schroth'schen Schule erreicht werden könne. Zu a) bemerken wir Folgendes: Abzusehen ist, zur Fest stellung des Verhältnisses der Prießnitz'schen und Schroth- schen Schulen zu einander, von dem jedenfalls ganz irrelevan ten Streit, ob Schroth später, gleichzeitig oder schon einige Zeit vor Prießnitz aufgetreten und ob das Eigenthümliche sei ner Kurweise eine Negation des Verfahrens auf dem Gräfen- berg, also ein Gegensatz zu demselben sein sollte oder nicht. Dagegen zu constatiren ist, in welchen Punkten und Formen zwischen beiden Verschiedenheiten obwalten und ob diese Ver schiedenheiten der Art sind, daß sie sich aufzuheben oder daß sie sich zu ergänzen geeignet sind. Die in der specifisch Prießnitz'schen Schule allein zur Anwendung kommenden Formen und Regeln sind: aa) die trockene Packung, bb) die kühle und selbst kalte Abwaschung (Bad, feuchtes Laken, Brause), selbstständig oder als einer Packung nachfolgend, ce) das Sitzbad, dd) die Douche, ee) das kalte Wasser-Klhstier, ff) das Wassertrinken, gg)die kräftige Kost, bb) die auf Abhärtung der äußeren Haut abzielenden Vorschriften über angemessene leichte Kleidung und federlose Schlafart. Dagegen ist der specifisch Schroth'schen Schule eigen: aa) der feuchte nächtliche, dicke Rumpf- und Unterleibseinschlag, bb) die trockene, resp. warme Abreibung nach feuchten Einpackungen, oo) die überhaupt strengere Diät, dd) die zeitweise Trocken-Diät oder Vorschrift des!Genusses nur mehr trockener Nahrungsmittel (vor allem altbackener Semmel, trockener Gemüse — kein Fleisch) und die Enthaltung von allem wässerigen Getränk während der Tage der strengen Trocken-Diät, es) die zeitweise Ge stattung nicht blos, sondern Verordnung von Wein- trank (Trinktage). Von beiden Schulen gleichweis angenommen und gelehrt wurden gleich von Anfang herein: aa) arzneiloses Verfahren, bb) die stundenweisen oder noch kürzeren partiellen oder totalen feuchten Ein packungen, ce) Bewegung in freier Luft. Man sieht also, daß allerdings im Ganzen zwischen und in den beiden specifischen Schulen mehr Verschiedenheiten, als