Ö9 langen an. Da bei solchen Sitzbädern nur das Gesäß in's Wasser kommt und der Zweck derselben eben eine Milderung der Nerven-Erregtheit überhaupt ist, (theils durch directe Be rührung der die Gefäßthätigkeit regulirenden Unterleibsnerven mit mildem Wassergrad, theils durch einige Kühlung des Blutes), so ist eine große Bewegung und Waschung gleichzeitig der übrigen Körpertheile nicht geboten, und es kann deshalb auch der übrige Körper, soweit er nicht vom Wasser berührt wird, bekleidet bleiben, bei vorgeschrittener Hautkräftigung ist es aber doch Vortheilhaft, sich dazu ganz auszuziehen und sich nur durch Umhängung einer Decke vor dem direetesten Luftzu tritt zu schützen, soweit dieser, wenn auch — wie nö thig — in Zimmertemperatur nicht unter 12 0 R. gebadet wird, noch empfindlich berührt Bequem ist die Entkleidung auch deshalb, weil nach diesem lau zu nennenden Sitzbade eine flüchtige Abwaschung der eingetaucht gewesenen Körper theile und der Schenkel und Füße mit kühlerem Wasser (ca. 12 o) zuträglich erscheint. — Auch nach solchem Sitzbade ist Wiederherstellung völligen Wärmegefühles durch Bewegung re. unbedingt erforderlich. 3) Während der Nacht trägt Patient um den Hals einen feuchten, wohl verpackten Umschlag und um den Unterleib eine ziemlich dicke', feuchte und ebenfalls trocken wohlver packte Leibbinde, welche letztere ebenso ableitend, als beruhi gend und die Darmthätigkeit fördernd wirkt, wie die erstere örtlich beruhigend und Schleim auflösend; sie müssen aber beide, wenn auch scharf ausgerungen, doch so dickfeucht sein, daß sie die ganze Nacht hindurch durch die Körperwärme nicht völlig ausgetrocknet werden können, sondern bis zum Morgen einen feucht-warmen Dunstkreis rings um die betr. Körper theile unterhalten. 4) Ebenso bringt Patient seine Füße während Nacht in solche feuchte, trocken wohlverpackte Einschläge, sei es mit Tüchern oder mit geeignet starken, weißbaumwollenen Strüm pfen und resp. trockenen wollenen darüber. Folgt des Morgens beim Erwachen sogleich die volle, kurze, feuchte Einpackung, so ist eine besondere (kühle) Wa schung der von der Leibbinde und der Fußeinpackung berühr ten Theile nicht gerade durchaus erforderlich, wiewohl nützlich; aber falls diese totale Einpackung erst im Laufe des Tages eintritt, wird die morgendliche Abwaschung überhaupt des ganzen Körpers und ganz besonders der nächtlich eingepackt gewesenen Theile jedenfalls empfehlenswerth, vorausgesetzt, daß Bewegung darauf folgen kann. Ist dies nicht der Fall, so muß wenigstens trockene Frottation des Körpers und wie der besonders der eingepackt gewesenen Theile Platz ergreifen. 5) Auch kleine, kalte Klystiere nach jeder gehabten Leibes öffnung empfehlen wir Ihrem Patienten als kräftige Ablei- tungsform: sollen selbige auch zur allmäligen Regelung des Stuhles mit beitragen, müssen sie aber außer nach der Lei besöffnung auch noch 2 — 3 Mal des Tages in Pausen von 2 — 3 Stunden in kleinen Quantitäten frischen Wassers applicirt werden. Mit diesen Anwendungsformen müssen nun die Vorsichts maßregeln in der Diät ganz Hand in Hand gehen, wie sie in dem sub 1 der Kr.-Corresp. dieser Nummer behandelten Falle zu Ende angegeben sind. Der Genuß von Wasser sei auch bei Ihnen stets ein öfterer, aber in sehr kleinen Quan titäten auf einmal. Aus dem hydro-diätetischeu Verein zu Dresden. Extractc aus den früheren Protokollen des hydro-diätetischeu Vereins zu Dresden. Ejstract aus dem Proloeoll vom ll. April 1836. (Mittheilungen des Herrn Superint. M. über die Heilsamkeit des Wassers.) Im Verfolg der Besprechungen theilte nun der Herr Superin tendent M. der Gesellschaft mehrere an sich selbst gemachte Erfahrun gen über die Heilsamkeit des Wassergebrauches und nothwendige Vor sichtsmaßregeln dabei mit Er erzählte, was er, in früherer Zeit, und länger, als 10 Jahre hindurch, an Hämorrhoiden mit starkem Blut verluste leidend, und dadurch auf's Aeußerste ermattet, zu Beseitigung des hartnäckigen Uebels für ein hydropathisches Verfahren. beobachtet habe, nachdem er durch Allopathie und Homöopäthie vergeblich gesucht, dasselbe zu bekämpfen; — wieder aus allzu großer Anstrengung, bei überhäufter Arbeit, in lang anhaltende Schlaflosigkeit und allgemeine Ueberreizung verfallen sei, uud diese Uebel nur durch Abendbäder in der Elbe und durch kalte Waschungen vor dem Schlafengehen beseitigt habe; — wie er ferner nach einem heftigen Aergernisse in seinen amtlichen Verhältnissen die schon ausgebrocheuen Folgen des selben durch ein sogleich "genommenes eiskaltes Bao entfernt habe, so daß die sich übermäßig ergießende Galle durch die unteren Wege aus geführt und dem ausbrechenden Gallenfieber schnell ein Ende gemacht wurde Ferner theilt derselbe mit, wie ein Anderer aus seinem Orte aus übertriebenem Eifer so weit gegangen sei, ^daß er sich im Winter täglich zwei und drei Mal über und über mit Schnee abgerieben habe, in der Meinung, sich dadurch erst recht zu stärken. Allein dieses Ver fahren sei ihm gar übel bekommen Auf einmal seien bei ihm alle schlimmen Folgen gewaltsam unterdrückter Ausdünstung eingetreten, aller Schweiß fei ausgeblieben, und habe aus keine Weise anders, als durch einen behutsameren Gebrauch des kalten Wassers wieder hervor gebracht werden können. Extraot aus dem Prokocotl vom 2 Mai 1836. Zunächst theilte nun der Steindruckereibesitzer Herr N. dreierlei Ersahruttgeu mit über die wohlthätige Wirksamkeit oes kalten Wassers, die er selbst im Laufe dieses Jahres an Andern zu machen Gelegenheit gehabt. i) Ein gewisser Herbart, ehemaliger Kartenfabrckant, der jetzt chemische Feuerzeuge verfertigt, hatte schon im vorigen Jahre an einer langwierigen Brustkrankheit gelitten, bis ihm der hiesige Doetor Ru- black, dem er. als gefährlicher Auszehrungskranker, sich anvertraut hatte, den Rath gab, bei seinen unbemittelten Umständen, welche,zu einer weitaussehenden Kur, die nicht zu vermeiden sei, den erforder lichen Geldaufwand nicht verstatten werde, sich um eine unentgeltliche Behandlung seiner Krankheit bei der hiesigen Armeu-Versorgungs-Be- hörde zu bewerben Aus Scham, solches zu thun, behalf er sich jedoch von jetzt au ohne ärztliche Hülfe, blos mit allerhand Hausmitteln, während daß sich sein Zustand je mehr und mehr verschlimmerte. Inzwischen war ein Bekannter Herbart's zu Herrn R. mit der Nachricht gekommen, daß. man bei der täglich größer werdenden Abnahme der Kräfte des Patienten nur den baldigeil Tod desselben erwartete Dieses veranlaßte Herril R, bei dem ihm wohlbekannten Kranken noch vor dessen gänzlichem Hinscheiden einen freundlichen Be such zu machen Doch wegen zu großer Schwäche desselben konnte dieser nicht angenommen werden. Indeß hatte Herr R. bei dieser Ge legenheit der großen Heilsamkeit des frischen, reinen Wassers, das viel leicht auch hier noch helfen könne, erwähnt, uud in Folge dessen er kundigte man sich einige Zeit nachher bei ihm, was es denn mit der erwähnten Wasserkur für eine Bewandtniß habe. Die gewünschte Auskunft ward gegeben uud gerathen, bei der anhaltenden Schlaflosig keit des Kranken wenigstens mit Fußwaschungen im frischen Wasser, vor dem Eintritt der Nacht, einen unschädlichen Versuch zu machen Nack- Anwendung dieses Rathes^erfolgt eine seit vielen Wochen entbehrte Nachtruhe mit stärkendem schlafe, worauf man sich mit größerem Ver trauen nach dem weiteren Verfahren befragt Herr R. räth nun nicht nur zu oft wiederholtem Trinken Anfangs nur kleiner Schlückchen, und später einer größeren Menge frischen Wassers, sondern auch dazu,