Auch in Tirol wie in den übrigen Erblanden der Habsburger wurde die Gegenreformation durchgeführt. Die Dynastie war aus politischen Rücksichten der alten Lehre treu geblieben, und da das Zeitalter der Reformation namentlich die Bauern aufs tiefste erregt und mit socialistischen und (kommunistischen Ideen erfüllt hatte, so war es der Regierung alsbald darum zu thun, durch Reintegration der kirchlichen Gewalt die Ruhe im Lande wieder herzustellen. Die Bemühungen hierzu erfüllen die ganze Zeit Erzherzogs Ferdinand IL, der von seinem Vater bei der Theilung der Erb¬ lande Tirol zugewiesen erhalten hatte und dies Land dann durch 30 Jahre regierte. Man weiss nun wol, dass innerhalb des wiederhergestellten Catholicismus selbst alsbald zwei entgegengesetzte Richtungen sich geltend machten: die eine, deren Vorkämpfer der neugegründete Orden der Jesuiten war, vor allem bestrebt das hierarchische System, wie es im Mittelalter geherrscht hatte, wieder zur Geltung zu bringen und die "Welt dem einen Herrn, dem Pabste, zu unter¬ werfen ,ac si cadaver esset6; die andere daran festhaltend, dass man um die Zersplitterung der Meinungen zu verhüten, die Auto¬ rität des Papstes als Prüfstein des wahren Glaubens anerkennen müsse, diese Autorität aber auch ihrer Aufgabe im Sinne der höchsten Sittlichkeit und mit Zulassung einer fortschrittlichen Ent¬ wicklung gerecht werden sollte. Blinder Gehorsam und vernünftige Unterordnung standen sich so gegenüber, wie überall in der Welt so auch in Tirol am Hofe des Erzherzogs, als man das Werk der Gegenreformation durch¬ zufuhren im Begriffe stand; wie dies geschehen sollte, war damals noch eine offene Frage.