Nun wandten sich die hier freigewordenen Italiener gegen die noch immer kämpfende Gruppe Prokop und bedrohten deren Rückzug. Ihre Feinde gegenüber rafften sich zum Gegen¬ stoß auf. Wollte man einer Katastrophe entgehen, so mußte auch hier gegen 5 Ahr früh der Rückzug angetreten werden, den Lt. Dorn, Fhnr. Niklas und OsfStv. Gaulhofer mit einigen Leuten, darunter Inf. Martin Egger der 10., an der obersten Felsstufe sich haltend, deckten, bis die Gruppe aus dem Feuerbereich zurückgelangt war. Als letzter wich Gaulhofer, nachdem er die letzte Handgranate geworfen hatte. Die Schwierigkeit des Rückzuges brachte es mit sich, daß Verwundete wie auch bis zum Schluß ausharrende Kämpfer, wie Inf. Kaspar Gautsch, den Rückweg abgeschnitten sahen und sich einstweilen bis zum Einbruch der Dunkelheit hinter Felsen verborgen halten mußten. Wie sich später zeigte, waren es insgesamt über 60 Mann. Die linke Kolonne, die längs des Absturzes wenig Raum gewonnen hatte, ging gleichzeitig zurück, mit ihr das Maschinengewehr des Gsrt. Kaltenbrunner, das sich dem 1. Zuge anschloß und nun Gelegenheit fand, die sich vor der Stellung zur Verfolgung bereitstellenden Welschen durch gutsitzendes Feuer zurückzuscheuchen. Sie waren übrigens durch den Kampf so ein¬ geschüchtert, daß sie sich den ganzen Tag nicht zu einem Gegenangriff aufrafften, der gute Aussichten gehabt hätte, denn es kostete viele Mühe, die Riegelstellung mit den sehr gelichteten Kompagnien — die 2./X. verlor allein 43 Mann, ohne die später einrückenden Versprengten zu rechnen — und den am Rande ihrer physischen Kräfte angelangten, gänzlich apathisch ge¬ wordenen Leuten geregelt zu besetzen und die Verteidigung zu organisieren, der es obendrein an Munition gebrach. Die Italiener begnügten sich neben dem bis 5 Uhr nachmittags andauern¬ den schweren Artillerie- und Minenwerferfeuer viele Maschinengewehre auf Lepozze in Stellung zu bringen, die das Gelände derart beherrschten, daß sich niemand ungestraft aus der Deckung wagen durfte. Obendrein wurde dies ein schöner, klarer Sonnentag; der verdeckende Nebel, den man so sehr gebraucht hätte, um die Verwundeten auf den Hilfsplatz zu schaffen, blieb aus. Zgsf. Scheinast, selbst an der Schulter verwundet, machte den Versuch, ihren Ab¬ transport unter dem Schutze der Genfer Flagge einzuleiten) kaum zeigte er sich, ging ein Maschinengewehrhagel nieder, das Mützenschild wurde ihm weggerissen. Man mußte die Nacht abwarten. Im Zusammenhang mit dem Gegenangriff gegen den rechten Flügel der Lepozze-Stürmer liefen die Welschen auch gegen die Front des Abschnittes I an, wodurch eine bedenkliche Lage entstand. Hier griff wieder rettend Lt. Narobe mit seinen drei Maschinengewehren ein, wovon wohl eines durch einen Granatvolltreffer vernichtet wurde, die beiden anderen aber durch ge¬ schickte Wahl der Feuerstellung und treffliches Schießen die Italiener zurücktrieben. Am Abend rückten die Vermißten, darunter Lt. Waldmann, ein, die Bleffiertenträger halfen unter Leitung des SanFhnr. Faistauer den zwischen Felsen versteckten Verwundeten bei der Rückkehr in die Stellung. Kaltes Fleisch und Kaffee kamen und richteten die müden Kämpfer ein wenig auf. Die Zählung der beim Angriff eingebrachten Gefangenen ergab 120. Das III. Bataillon der 14er rückte zur Ablösung der schwergeprüften Rainer heran, die nebst 15 Offizieren und drei Offiziersaspiranten 45 Prozent des Mannschaftsstandes durch blutige Verluste und Krankheiten eingebüßt hakten. Nach sechs ruhelosen Nächten in Schnee und meist bei Regen, dürftigster Verpflegung und tagelangem Mangel an warmer Kost war der physische Zustand auf Null gesunken, doch der moralische ausgezeichnet im Bewußtsein, in den des positiven Erfolges entbehrenden schweren Kämpfen eine große Gefahr von der ganzen Armeefront abgewendet zu haben. Außer den bereits genannten wurden unter den heldenmütigen Lepozze-Kämpfern noch folgende besonders hervorgehoben: Telephonisten Zgss. Josef Leitl, Korp. Hörl, Neuhauser, Nißl, Iszo Treiszer, Gfrt. Gadermaier, Inf. Franz Ehrlich, Rudolf Mayer, Josef Mösl. Sturmzug: Gfrt. Johann Engl (oerro. 15.), Inf. Josef Aigner, Josef Auleitner, Franz Kremplstätter, Alois Ortner. Technischer Zug: Zgsf. Ludwig Kitzinger, Schmalnauer, Korp. Felix Aufferleitner, Stephan Stubenreich, 564