Mitternacht wurde die Kompagnie denn auch zurückberufen, worauf sich das Bataillon ein wenig nach Norden verschob und bei einem Ziegelofen zur Nächtigung überging. Die Ruhe 2.9. dauerte nicht lange, denn schon um 6 Ahr früh des 2. September ging es wieder ein kurzes Stück nach Norden weiter. Nun endlich schien das Bataillon in den Abschnitt gelangt zu sein, dessen Verteidigung ihm zufiel, falls die Russen Lemberg angriffen, das sich — wie es hieß — unter allen Ilmständen hartnäckig halten sollte. Nachdem das Bataillon sein Lager häuslich eingerichtet hatte, schritt man an das Aus- heben von Deckungen gegen Artillerieseuer, an die Anfertigung von Drahtverhauen. Da kam zur allgemeinen Überraschung um 7 Ahr abends der Befehl zum Rückmarsch nach Grodek. Das Armeeoberkommando hatte beschlossen, die Russen an den guten Berteidigungsabschnitt der Teichlinie der Wereszyca anrennen, die bei Komarow siegreiche 4. Armee aber umkehren und in die Nordflanke des Feindes vorstoßen zu lassen. Eine Berteidigung der minderwertigen Befestigungen von Lemberg hätte diesen Plan nur gestört und nutzlos stärkere Streitkräfte aufs Spiel gesetzt. Längs des Südrandes von Lemberg kam das Bataillon flott weiter, doch auf der Straße Lemberg—Grodek staute sich der Berkehr. Zwischen Artillerie- und Trainkolonnen mußte sich die Infanterie einzeln abgefallen mühsam durchwinden. Dazu trat Regen, der die Straßen auf- 3.9. weichte. Endlich wurde um 4 Ahr früh eine einstündige Rast gewährt. Todmüde warf sich jeder neben der Straße nieder, wo er gerade stand. Der Weitermarsch gestaltete sich besser, der Regen hatte aufgehört, die Train- und Artilleriekolonnen hatten einen Borsprung gewonnen und die Straße stand der Infanterie allein zur Berfügung. Gegen Mittag des 3. wurde Grodek erreicht und eine Kaserne bezogen. Die anderen Bataillone des 27. Marschregiments waren inzwischen eingetroffen. Obftlt. Wilhelm Martinek übernahm das Regimentskommando. Das Herannahen des Feindes versetzte die ruthenische Bevölkerung sichtlich in Erregung. Gegen Abend brach ein Brand aus, anscheinend von russophilen Elementen angelegt. Das alarmierte Bataillon löschte sofort und sorgte in der Nacht, daß weitere Anruhen unterblieben. Verfolgung der Russen nach dem Siege bei Komarow (2. und 3. September 1914) 3n Vorbereitung des vom Armeeoberkommando geplanten Flankenftoßes gegen die Be¬ dränger der 2. und 3. Armee hatte die Hauptkraft der 4. Armee umzukehren und nach Galizien zurückmarfchieren. Die Berfolgung des bei Komarow geschlagenen Feindes blieb den beiden Flügelkorps XIV und II sowie der 2. und 9. Kavalleriedivision unter dem GdZ. Erzherzog Joses Ferdinand überlassen. Da sich das XVII. Korps beim Rückmarsch gegen den Solokija-Abschnitt oberhalb Belz bewegte, die 6. Marschbrigade nach Belz gelangen sollte, brauchte das XIV. Korps für seinen Rücken keinerlei Besorgnisse zu hegen und durfte den gegenüberstehenden Feind energisch angehen. Deshalb erließ das 3. Divisionskommando um 12 Ahr nachts des 1. Sep¬ tember den Befehl zur Durchführung des am Bortage geplanten Angriffes. Ihn sollte um 4 Ahr früh die Artillerie einleiten, das Borgehen der Infanterie erst auf Weisung des FML. Roth erfolgen. Das I. Bataillon wurde beauftragt, eine Offizierspatrouille (Lt. Rake) vorzusenden, um festzustellen, ob sich die feindliche Infanteriestellung noch immer bei der Totenallee befände. Sie 2.9. fand weit und breit keinen Feind. Es war mittlerweile 4 Ahr geworden. Die Artillerie eröffnete das Feuer, stellte es aber nach einigen Schüssen ein, weil keine Antwort erfolgte. Nake erstieg die Höhe Kote 264 und konnte nun in der Ferne auf etwa 3999 Schritte russische Reiter¬ patrouillen gewahren, die nach Norden ritten. Seine Meldung ließ erkennen, daß der Feind bereits längst abgezogen war. Allerdings 44