4 offene Beicht vor und entließ sie wieder.1) Das charakteristische Merkmal für den Abfall vom römisch-katholischen Glauben war dann schließlich die Consecration und Austheilung von Brot und Wein außer der Messe, respective der Empfang derselben voi¬ der Gemeinde und die offen gepredigte Lehre Luthers von der Kanzel.2) So waren um das Jahr 1544 an vielen Orten die alten Gebräuche schon vollständig beseitigt und ein neuer Kitus eingeführt.3) Auch in die Klöster fand der Protestantismus bald Eingang. So verließen in Mondsee schon ums Jahr 1520 mehrere Mönche das Kloster und bekannten sich zur Lehre Luthers.4) In den Fünfziger-Jahren hatte das Lutherthum in den meisten Klöstern des Landes schon zahlreiche Anhänger.5) Die vielen Ueberläufer aus den Klöstern waren indes in den seltensten Fällen solche, auf die der Protestantismus stolz zu sein Ursache hatte.0) Dabei *) Stülz, Withering, S. 130. 2) Was die Priesterehe betrifft, so wurde diese wie der Kelch durch den Kaiser Ferdinand (siehe weiter unten) sollicitiert, um einem voll¬ kommenen Abfall vorzubeugen. Die Priesterehe wurde abgelehnt. Bevor aber diese Ablehnung ausgesprochen war, hatten manche Geist¬ liche sich schon verehelicht, und auch nachher wurde die Ehe von vielen katholischen Geistlichen eingegangen. Dies duldete man vom bischöflichen Ordinariate aus, weil ein großer Priestermangel herrschte. Es gab also sehr viele Geistliche, welche katholisch lehrten, dabei aber die Communion sub utraque ausspendeten und im Ehestande (besser Concubinat) lebten, wodurch die scharfen Grenzlinien zwischen Protestantismus und Katholicismus ziemlich verwischt wurden. (Siehe Wiedemann, Geschichte der Keformation und Gegenreformation in Niederösterreich, I. S. 276, 277.) 3) Stülz, Withering, S. 93. Ueber die Art und Weise, wie allmählich aus katholischen Pfarren protestantische wurden, gibt Stülz in seiner Geschichte der Pfarre Vöcklabruck wertvolle Aufschlüsse (Linzer Musealbericht 1857) S. 60 bis 96. 4) Raupach I. Fortsetzung Vorrede S. 34. 5) Stülz, Florian, S. 83. — Pritz, Geschichte des aufgelassenen Cister- cienserklosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns. Archiv für österreichische Geschichte. XII. S. 42. 6) So heisst es vom Propste Andreas IL von Schlägl (seit 1555), der ein eifriger Beförderer des Lutherthums war, dass er beinahe ein ebenso