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Streit um den
Eibenberg.
Zur Rede gestellt, berief sich Blässing auf alte Verträge zwischen Öster
reich und dem Erzstift, die gar nicht bestanden. Wie man in den
Akten des Pfleggerichts fand, hatte erst vor wenigen Jahren in einem
ähnlichen Fall ordnungsgemäß der Wolfganger Richter in Hüttenstein
angefragt. Es war klar, daß man in Wildenegg sich der Rechtswidrig
keit bewußt war, die man da beging. Der Pfleger Reherzhaimer
durchschaute die Absicht seines schlauen Gegners sofort und berichtete
nach Salzburg, wie sich der Wildenegger mit „leeren Ausflüchten"
herauszureden suche?) Keiner der bisher von Mondsee verübten Über
griffe kam diesen: an Unverschämtheit gleich. Und dennoch mußte Salz
burg den Rückzug antreten. Die geforderte Auslieferung der Schuldigen
wurde verweigert, der Landeshauptmann von Oberösterreich, Wolf von
Volkenstorff, vertröstete den Erzbischof auf eine Kommission und —
man war befriedigt.
Wenige Jahre früher war ein Grenzstreit auf dein Eibenberg
vorgefallen. Aus den Aussagen alter Leute, die bei Untersuchung dieser
Angelegenheit damals einvernommen wurden, gewinnen wir einige
wichtige Nachrichten zur Geschichte von Hüttenstein. Denn der strittige
Ort lag nicht weit vom alten Schloß, und es galt zu beweisen, daß
der Eibenberg seit je zur Pfleg Hüttenstein gehörte.
Im Jahre 1611 bewarb sich der Bauer vom Mühlauergut um
eine Alm ans dem Eibenberg, die ihm vom Erzbischof auch bewilligt
wurde und seither die Mühlaueralpe heißt?) Der Ort war seinerzeit
als Weide für das Pflegvieh im Gebrauch gewesen. Seitdem aber
das alte Schloß leer stand, hatte inan auch den Platz verwachsen lassen-
Und niemand kümmerte sich drum. Als nun der Mühlauer daran
ging, den Boden für seine Alm herzurichten, da kam es heraus, daß
die Mondseer sich dort eingenistet hatten. Dem Bauer brachte diese
Entdeckung nach den damals zwischen Mondsee und Hüttenstein üblichen
Umgangsformen Verhaftung und Einlieferung ins Mondseer Gefäng
nis?) Der Pfleger von Hüttenstein rächte sich, indem er alle Wilden
egger Untertanen, die am strittigen Ort bei der Holzarbeit angetroffen
ff Bericht vom 2. Juli 1614. Hofr. Hüttenst., Nr. 4.
ff Befürwortungsschreiben des Pflegers Reherzhaimer an die Hofkammer
«Mo. 12. September 1611.
ff Reherzhaimer an das Hofgericht ddo. 29. November 1612. Hofr. Hüt
tenst., Nr. 5,