— 101 — Johann Sigl in Kleinzell: Einige Bausteine zu einer Geschichte St. Martins. Die Geschichte St. Martins im Mühlviertel ist, sowie die Dieter anderer Orte, noch wenig erforscht; ein großes Stück Arbeit ist da noch von den Einheimischen zu leisten, einiges Materiale möchte ihnen aber heute ein Außenstehender zu- führen. Urkundlich scheint St. Martin erst ziemlich spät auf, doch ist es völlig sicher, daß wir es da mit einem Orte zu tun haben, dessen Name schon aus dem Ende des 8. Jahr- Hunderts stammt. Es ist ja dieser unier Ort nach feinem Kirchenpatron benannt, was bestimmt darauf schließen läßt, daß er seinen Namen schon erhalten hat zur Zeit der Christianisierung unserer Gegend, welche zu Schluß des 8. Jahrhunderts erfolgt ist. Damals wurde hier zunächst eme Missionskapelle und nachher eine hölzerne Kirche erbaut zu Ehren des hl. Bischoses Martinus (gestorben 397). Zur Ausübung der ständigen Seelsorge wurde in der Folgezeit das Gebiet des oberen Mühlviertels in — zunächst sehr große — Pfarreien eingeteilt, und zwar gab es bei uns ursprünglich nur die vier Pfarreien: Pfarrkirchen, Alten- selben, Niederwaldkirchen und Feldkirchen; zu letzterer geliör- ten in alten Zeiten als Filialen: St. Martin, Herzogsdorf, Goldwörth und Walding. Das ganze Gebiet der Altpfarre Feldkirchen kam im Jahre 1143 an das Kloster St. Florian; da aber damals, wie es schon der Wieder« rrichter St. Flo- rians, Bischof Altmann von Passau, verlangt hatte, die Klostergeistlicheu nur beim Kloster selbst, nicht aber auf Land¬ pfarreien, die Seelsorge ausüben durften, so überließ letztere das Stift St. Florian auf seinen auswärtigen Pfarreien noch durch Jahrhunderte hindurch Weltpriesteru und erst zu Schluß des 14. Jahrhunderts erhielt St. Florian von Papst Boni- faz IX. die Erlaubnis, seine Landpfarreien mit Stiftsprkestern zu besetzen. Urkundliche, also in den uns noch erhaltenen alten Schris- ten,' wird St. Martin erst 1389 das erstemal genannt; vom 3. Februar dieses Jahres findet sich nämlich noch ein Kauf- vertrag, aus dem wir erfahren, daß Meinhard Harrocher,