Tur Lntftebung unserer pkarreien. (Von Johann Si gl, Pfarrer i. R.) In der Lebensbeschreibung des heiligen Stephan von Ungarn, der wegen seiner Missioniernngstätigkeit den Titel „Apostolischer König" erhielt, lesen wir, er habe Sorge getragen dafür, daß auf dem Lande Seelsorgskirchen in gleichen Abständen von einander erbaut würden. Die ältesten Pfarrorte des oberen Mühlviertels find unbestritten: Psarr- kircheu, Altenfelden, Niederwaldkirchen, Gramastetten und Feldkirchen. Nimmt man nun unsere Diözesankarte von Lamprecht zur Hand, so findet man, daß von den eben genannten Orten die vier ersten völlig gleichweit von «inander entfernt sind und ebenso ziemlich gleich von der Donau abstehen; Feldkirchen liegt allerdings von Niederwaldkirchen und Gramastetten etwas weiter ab, indem es sich mehr der Donau nähert und so für die Niederung an diesem Flusse bei dessen großen Ausbuchtung berechnet erscheint. Immerhin läßt sich annehmen, daß der Entfernung unserer ältesten Pfarrorte von einander ein alter Missionierungsplan zugrunde liegt. Eine sede unserer erwähnten Altpfarren hatte eine ganz gewaltige Größe, zumal Psarr« kircheu, das sich zwischen der Ranna und kleinen Mühl ausdehnte; jedoch kommt, abgesehen von der ursprünglich sehr spärlichen Bevölkerung, zu bedenken, daß die nördlichen Gebiete, gegen Böhmen zu, erst in späterer Zeit nach und nach besiedelt wurden; so sind auch die heutigen Psarrgebiete von Aigen, mrichsberg nr d Schwarzenberg erst entstanden, nachdem diese Gegenden vom Kloster Schlögl (gegründet 1218) gerodet worden waren. Von unseren alten Psarrorten erscheint urkundlich keiner vor dem Beginne des 11. Jahrhunderts auf — als erster Gramastetten im Jahre 1015 —, jedoch find sie natürlich in Wirklichkeit viel älter; der selige Florianer-Professor Weiß hat immer erklärt, er habe in einem Archiv zu München einen Beweis dafür gefunden, daß seine Heimatskirche Pfarrkirchen schon unter Kaiser Karl dem Großen, also um 300, bestanden habe. Die erste Christianisierung in unserem Lande geschah durch Missionsmönche, welche verschiedene Niederlassuvgszellen gegründet hatten; an letztere erinnern uns noch Ortsnamen, wie Freizell in der Pfarre Hofkirchen, die „Zellhäusel" bei Sarleiusbach und der Pfarrort Kleinzell; der älteste Name von Niederwaldkirchen war auch Cella, S. Marine, also Mariazell. Nachdem die ersten Missioniernngs- arbeiten geschehen waren, übernahmen Weltpriester die ständige Seelsorge. Als Wohnung für dieselben und zu deren Unterhalt wurden von den Gläubigen wieder- holt Bauerngüter gewidmet und diese kamen auf solche Weise zum Namen Wimmen (d. i. also Widmungen) und waren die ersten Pfarrhöfe. Wimmgüter finden wir noch bei Rohrbach, in St. Peter, in Putzleinsdorf und Niederkappel (hier zwei: Oblr- und Niederwimmer). Da diese Wimmen aber häufig von der Kirche weit entfernt waren, so wurden sie später verkauft und aus ihrem Erlöse bei den Kirchen die heutigen Pfarrhöfe errichtet; diese werden in Tirol heute noch Widum genannt. Die älteste Bezeichnung für Weltpriester ist „Pfaff", ein uraltes aus der , j griechischen Sprache stammendes Wort, das so viel als „Vater" bedeutet, daher es denn für die Weltpriester eine ehrenvolle Bezeichnung war; doch mit Beginn des Protestantismus wurde der Ausdruck „Pfaffe" ein Schimpfwort gegen die katholischen Priester. Unsere mit Pfaff zusammengesetzten Ortsnamen stammen daher alle aus der Zeit vor Beginn (1517) des Protestantismus und sie bezeichnen in der Regel Häuser und Grundstücke, welche in der Seelsoge wirkenden Weltpriestern geschenkt