fast noch als Knabe Kaiser geworden war. Von Anfang an besaß sie keine Vorliebe für ihre hohe, sie an und für sich schon fast vollständig isolierende Stellung in der Welt. Nur allzu bald wurde ihr die Krone zur Quelle dauernder Glücklosigkeit und das Diadem, das sie trug, hat ihr kein Heil gebracht. In diesen ersten Jahren aber war sie vor allem so jung und genoß ihre Jugend vom ersten Tage an in der Weise, die ihren Jahren entsprach, aber auch ihrer jeden äußeren Zwang abwehrenden Natur. „Das Neueste ist“, sagte Graf Grünne zu seinem Freund, der dies in seinem Tagebuch vermerkt, vierzehn Tage nach der Ver¬ mählung des Herrscherpaares — „das Neueste ist, daß der Kaiser mit der Kaiserin allenthalben hingeht und fährt, ohne jemandem etwas zu sagen und ohne einen Adjutanten mitzunehmen.“ Doch diese Freiheit blieb den jungen Men¬ schen nicht lange unangetastet. Nur zu bald bemerkte die höfische Umgebung, „daß zwischen der Erzherzogin Sophie und ihrer Schwiegertochter keine Sympathien bestehen, indem sich erstere manche Anordnung und Kritik heraus¬ nehmen will, die der jungen Kaiserin höchlichst mi߬ fallen“. Es muß dem in voller Freiheit aufgewachsenen, ihrer Schönheit wegen durch das Leben zunächst gewiß sehr verwöhnten und edlen Geschöpf nicht leicht gewesen sein, sich in seinem Reiche als Kaiserin zu behaupten, das ihr schon durch die soziale Abgeschlossenheit des Hofes so fern stand und von dem sie fühlte, daß sie ihm nicht ihre Persönlichkeit auf opfern könne. Ihre Phantasie löste sie allmählich los vom Thron und von den Pflichten, die Rolle einer Kaiserin zu spielen über Völker, die sie nicht verstand, an einem Hofe, der nur kaiserliches Gefolge, aber keine freien Menschen umschloß. Schon früh muß Elisabeth von dem Drang in die Weite, in die Ferne stark erfüllt gewesen sein: vor allem von der Sehnsucht, diese weite Erde zu durchwandern und die Meere zu befahren, frei vom Zwang zu leben, auf edlen Pferden dahinstür¬ mend mit Sonne und Wind, der freien Natur zu gehören. Sie war innerlich weder für den Thron geschaffen, noch auch für den Alltag des Familienlebens, das sich auch ihr — trotz „spanischen Zeremoniells“ — darbot. Über den unlösbaren Zwiespalt, den sie in ihrem Innersten all¬ zufrüh gefühlt haben muß, hinwegzukommen, mag ihr eine Zeitlang die liebevolle Güte des jungen Gatten hin¬ 202