34 Iungtschechen Dr. Stomas. Es lohnt sich der Mühe, diese drei Politiker der Öffentlichkeit vorzustellen, lassen sich doch aus ihren persönlichen Verhält¬ nissen nicht unwichtige Schlüsse ziehen. Dr. Dimitrij Markow, Abgeordneter des galizischen Wahlbezirkes Sokal- Brody-Zborow-Zalozce-Mosty-Wielkie-Lopatyn, ist der Führer der russischen Bewegung unter den Ruthenen, der hervorragendste österreichische Verfechter der Idee einer Volkseinheit von Großrussen und Ruthenen. Er ist natürlich ein Freund des Grafen Bobrinski und sein Name ist in den letzten Gerichtsver¬ handlungen wegen Ausspäherei und russischer Wühlerei in Galizien oft genug genannt worden. Die russische Bewegung unter den Ruthenen Ostgaliziens steht, das haben die letzten Verhandlungen bewiesen, im vollen Einklang mit den militärischen Vorbereitungen des russischen General st abes und die Wahl des Dr. Markow in dem erwähnten Wahlbezirk läßt darauf schließen, daß die russische Bewegung gerade in jenen Gebiet ende son¬ ders gefördert wird, die in einem Kriege Rußlands gegen Österreich eine militärisch außerodentlich wichtige Rolle spie¬ len werden. Die Bezirke Sokal, Brody, Zaiorce usw. bildendie Grenze Galiziens im Nordosten und öffnen den Weg nach Lemderg?) Der zweite Bezirk, den die russischgefinnten Ruthenen zu erobern vermochten, ist der Wahlbezirk Sanok-Rymanow-Buchowsko-Dukla-Lisko-Dolne, der an die Karpathen angrenzt und in dessen Gebiete der strategisch außerordent¬ lich wichtige Duklapaß liegt?) Bon einem Zufall zu reden ist bei dieser Verteilung der Wahlbezirke nicht gut möglich, den jeder, der galizische Wahlen nur einigermaßen kennt, weiß, daß den russischgesinnten Ruthenen die Eroberung dieser Wahlbezirke Hunderttausende gekostet hat, die natürlich von den armen ruthenischen Bauern nicht gezahlt worden sind. Der Vertreter dieses zweiten Wahlbezirkes, den die Russischnationalen in Galizien besitzen, ist Herr Wladimir Kuryio wicz,. k. k. Oberlandesgerichtsrat in Lemberg. Es ist dies jener Abgeordnete, von dem die ukrainisch-, also antirussischgesinnten Ruthenen erzählen, er sei zwar russischnational, könne aber nicht russisch. Dr. Dimitrij Markow ist, wie er selbst angibt, Mitarbeiter mehrerer russischer Zeitungen, ins¬ besondere der „dlovoje ^remja"in Petersburg. Im Reichsrat gehören er und Kuryiowicz, da sie von den ukrainischgesinnten Ruthenen mit Recht als Volksverräter mit Haß und Verachtung gestraft werden, als Gäste dem Verband der tschechischen Nationalsozialen an. Führer der tschechischen Nationalsozialen ist der Schriftsteller und Redak¬ teur Wenzel K l o f ä c, Herausgeber des „Ceske Slowo“ in Prag. Dem Ab¬ geordneten Klofäc ist gelegentlich der Balkanwirren 1908 und 1912 oft vorgeworfen worden, er sei von Rußland und Serbien bestochen. Dies ist wenig wahrscheinlich, ändert aber nichts an der Tatsache, daß er und seine Partei¬ gänger im tschechischen Volke die offensten Anwälte des Zusammenschlusses aller Slawen unter russischer Führung sind. Seine Reisen nach Belgrad sind bekannt, ebenso bekannt ist seine Anhal¬ tung durch die österreichischen Grenzbehörden in Semlin und der vergebliche Einfluß, den Dr. Zviha auf Klofäc im Sinne einer vorsichtigeren, weniger offenkundigen allslawischen Politik genommen hat. In der Preßfehde, die sich *) Man vergleiche damit die tatsächlichen militärischen Ereignisse im September 1914!