KULTURBILDER UNERSCHLOSSENER GEBIETE
pflege militärischer Richter in einem Lande, wo vor der Okku¬
pation ausschließlich die Willkür der mohammedanischen Be¬
drücker geherrscht hatte.
Am 1. Mai 1879 war Conrad zum Hauptmann im General¬
stabskorps befördert worden. Im folgenden Monat erhielt er
den Befehl, das Gelände von der Linie Gorazda—Cainica östlich
der Drina bis an die montenegrinische und türkische Grenze auf¬
zunehmen. Hiezu durchquerte er in der Zeit bis 12. Juli dieses
ausgedehnte Gebiet, arbeitete von früh bis abends und führte
ein Zigeunerleben unter Entbehrungen aller Art. Die Erlebnisse
dieser Wochen hat Conrad sehr anschaulich mit viel Humor ge¬
schildert und Kulturbilder von Gegenden entworfen, die noch kein
Fremder vor ihm betreten hatte. Nach Wochen anstrengender
Arbeit konnte er seine Tagesskizzen zu einem Gesamtbild zu¬
sammenfassen, das von den Truppen und Stäben mangels von
Karten als Orientierungsmittel mit Freude begrüßt wurde. In
den .ersten Augusttagen erhielt Conrad eine Berufung zum
Generalkommando nach Sarajevo, um an den Vorbereitungen
für die Besetzung des Limgebietes mitzuarbeiten.
Die Besetzung des Limgebietes
Diese Aktion litt von allem Anfang an unter der unklaren
Auffassung der Bestimmungen des Berliner Kongresses. Das
Ministerium des Äußeren nahm eine schwankende Haltung ein.
Es beabsichtigte ursprünglich die Entfernung der türkischen
Garnison in Plevlje, beantragte aber später, im Streben nach
glattem Vollzug der Besetzung, die türkische Garnison neben der
österreichisch-ungarischen zu belassen. Die k. u. k. Truppen
glaubten noch bis zum letzten Augenblick, die Räumung von
Plevlje und der militärisch wichtigen Orte mit Recht fordern
zu können, während der türkische Kommandant die Weisung
hatte, gemeinsam mit der österreichisch-ungarischen Garnison in
Plevlje zu verbleiben.
Die Pforte hatte Husny Pascha mit der Führung der Ver¬
handlungen betraut. Dieser Funktionär traf am 26. Juli mit
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