CONRAD ALS FELDHERR findet die berufenste Würdigung in dem vom österreichischen Bundesministerium für Heerwesen und vom Kriegsarchiv her¬ ausgegebenen amtlichen Werk „Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914—1918“. Ich habe an der mehrere tausend Kilometer lan¬ gen Front der Mittelmächte den verschwindend kleinen Abschnitt einer Schützendivision befehligt; es steht mir daher nicht zu, über strategische Entschlüsse zu urteilen, deren Grundlagen ich nicht kenne und die ich selbst bei gründlicher nachträglicher Durchsicht des Quellenmaterials nicht zu rekonstruieren ver¬ mag. Aber nur auf dieser Basis erscheint mir eine Kritik berech¬ tigt. Conrad hat als Erwiderung auf bereits erschienene und noch zu erwartende Kritiken in seinem Memoirenwerk vor Eingehen auf die Kriegsereignisse den „Kriegskritikern und Propheten“ die Worte gewidmet: „Die über den Krieg erschienenen Publi¬ kationen sind durchwegs unter dem Eindruck vollzogener Tatsachen, dem Eindruck des tatsächlichen Verlaufes der Ereignisse, des Erfolges oder Mißerfolges operativer Maßnahmen geschrieben. Ich will dem Leser die Möglichkeit geben, sich in jene Lagen zu versetzen, unter denen die Ent¬ schlüsse zu fassen und die Verfügungen zu treffen waren, ehe die vollzogene Tatsache über deren Folgen entschieden hatte. Es wird dabei des Lesers voller Obj ektivität bedürfen und der Ausschaltung aller Vorstellungen über den tatsächlichen Gang der Geschehnisse. Nur ein Urteil auf dieser Grundlage kann den Anspruch auf Geltung erheben.“ Conrad kommt noch einmal auf diesen Gegenstand zurück und weist dabei die sich leider nur allzu leicht findenden „n ach- t Täglichen“ Kritiken mit den Worten in ihre Schranken: „Eine der billigsten Rollen, sein Publikum zu finden, ist jene des sich zum ,Ankläger* aufwerfenden militärischen Kritikers. Er urteilt immer im nachhinein, also mit aufgedeckten Karten, und ganz nach dem Erfolg. Er kann seine Weisheit 271