DIE ö S T E R R. -ÜNG. MILITÄRATTACHES Betätigung der österreichisch-ungarischen Militärattaches im Kundschaftsdienste aus; jeder neuernannte Attache mußte vor seinem Abgang dem Chef des Evidenzbüros die Einhaltung dieses Allerhöchsten Verbotes in die Hand versprechen. Diese Zurück¬ haltung bedeutete keine Beeinträchtigung des Dienstes unserer Militärattaches. Im Gegenteil, sie festigte ihre Position bei den leitenden Stellen und in den Offizierskreisen der fremden Staaten, sie wurden um so bereitwilliger zu Besichtigungen und beson¬ deren militärischen Vorführungen eingeladen, wo sie mit mili¬ tärisch geschultem Blick mehr sehen konnten als Kundschafter. Durch die rationelle Auswertung aller erlangbaren Daten ent¬ stand in den Evidenzgruppen ein immer vollständigeres Bild von den Wehreinrichtungen der fremden Staaten. Ergaben sich durch Anfragen seitens der verschiedenen Amtsstellen Lücken, so wurde getrachtet, sie durch Beschaffung der betreffenden Dienstvorschrift oder durch Anfragen bei den Militärattaches auszufüllen. Wenn dies auf diesem Wege nicht gelang, dann mußte der Kundschafts¬ dienst einspringen. So reihte sich dieser organisch in die Ge¬ samtaufgabe des Evidenzdienstes: er wurde nicht zum Selbst¬ zweck, sondern blieb ein Glied in der Kette des gesamten Evi¬ denzapparates. Bei der Übernahme meines Amtes legte ich Wert darauf, daß die Offiziere der Evidenzgruppen durch persönlichen Einblick Land und Leute der Staaten kennenlernten, die sie evident zu führen hatten. Dies entsprach auch den Intentionen Conrads. Allerdings mußte ein Teil der kargen Kundschaftsdotationen dazu verwendet werden, aber es bekamen fachmännisch vorge¬ bildete Offiziere Einblick in Verhältnisse, wie er von einem Durchschnittsspion niemals erwartet werden konnte. Die Ergeb¬ nisse der Evidenztätigkeit wurden den Truppen schon im Frie¬ den zugänglich gemacht. So entstanden die Handbücher, Patrouil¬ lenbehelfe, Kriegsgliederungen, Adjustierungsbilder über die fremden Wehrmächte, die gelegentlich der theoretischen Beschäf¬ tigung verwertet wurden und die Kenntnis der fremden Wehr¬ mächte verbreiten halfen. Es war ein besonderer Ehrgeiz aller Evidenzgruppen, den hohen Anforderungen des Chefs des Generalstabes zu ent¬ sprechen. Conrad hat das zuverlässige Funktionieren des Evi¬ 12* 179