MACHT DER PERSÖNLICHKEIT in die Psychologie der Entschlußfassung einzuführen und uns da¬ mit zur Entschlußfähigkeit zu erziehen! Beharrlich und unnach¬ giebig forderte er stets ganze Entschlüsse, verurteilte Halbheiten und bildete auf diese Weise auch unseren Charakter.“ „Er war ein abgesagter Feind aller Phrasen und jedes nichts¬ sagenden Schwulstes, und das von ihm so oft gebrauchte Wort ,konkret4 klingt gewiß noch allen seinen Schülern in den Ohren.“ „Mag auch der jetzige große Krieg manche seiner Lehren nicht mehr bestätigen, keiner seiner Schüler wird darin eine Überraschung erlebt haben, denn niemand hat lauter und über¬ zeugender den Grundsatz gepredigt, daß jeder Krieg neue Er¬ scheinungen bringe und daß es vor allem darauf ankomme, rasch das Wesen dieser neuen Erscheinungen zu erkennen, sich ihnen mit freier Auffassung anzupassen, und daß daher bei der Aus¬ bildung der Truppe jede Dogmatik streng ferngehalten werden müsse. Was so viele Lehrer vor ihm, aber auch nach ihm ver¬ nachlässigten, das wußte er uns mit zwingender Macht beizu¬ bringen : daß die Truppe aus Menschen bestehe und daß die Menschen im Selbsterhaltungstriebe anders handeln, als der trockene Theoretiker in der Regel anzunehmen beliebt. In vielen lebendigen Beispielen aus seiner reichen Erfahrung und aus seinen Studien wußte er uns immer wieder den Menschen im Soldaten zu zeigen.“ „Conrad war auch unser Erzieher. Die Bekämpfung des so vielen Menschen anhaftenden Hanges zur Bequemlichkeit war immer sein Ziel, und seine besondere Kunst hiebei lag darin, für seine zuweilen recht unbequemen Forderungen Zustim¬ mung, Willigkeit und Freudigkeit zu finden. Er vermochte, ohne je ein rauhes Wort gebraucht zu haben, auch den ärgsten Be¬ quemling zu den größten geistigen und körperlichen Leistungen anzuspornen. Wer darin Rätsel sucht, weiß nicht, was die Macht der Persönlichkeit bedeutet, die ihm in hohem Maße zur Ver¬ fügung stand.“ 75