GELEITWORT DES GENERAL-FELD¬ MARSCHALL VON MACKENSEN Ich kann dem Lebensbild des Feldmarschalls Conrad von Hötzendorf keine beredteren Geleitworte widmen als die nach¬ stehenden Aufzeichnungen aus meinen Kriegserinnerungen. Erste Meldung in Teschen am 27. April 1915, vor der Durch¬ bruchsschlacht von Gorlice: „Der soldatisch treuherzige Erzher¬ zog Friedrich kam mir mit der Wärme und Offenheit entgegen, die dem Bündnisverhältnis und der ernsten Kriegslage ent¬ sprachen. Ich hatte den Eindruck, daß Conrad von Hötzendorf, der geistvolle Mann, schwer unter der Last der Verantwortung und an der Ungunst der vorangegangenen Ereignisse trug, aber bemüht war, seine drückend schwere Aufgabe zu meistern. Hach den zwischen beiden Heeresleitungen in längeren Verhandlungen getroffenen Vereinbarungen sollte ich an die Weisungen der öster¬ reichisch-ungarischen Heeresleitung gebunden sein, die ihrerseits sich vor allen wichtigen Entscheidungen mit der deutschen in Verbindung gesetzt hatte. Daneben blieb ich dieser — der deut¬ schen — unmittelbar unterstellt. Es galt für mich, hinfort zween Herren zu dienen. Die taktvollen, ritterlichen, von kamerad¬ schaftlichem Geist erfüllten Persönlichkeiten der k. u. k. Wehr¬ macht, mit denen ich im Laufe des Krieges zu tun habe, werden mir diese Aufgabe erleichtern.“ Am 6. Mai 1915: „Der eigentliche Träger der österreichischen Heeresleitung ist der Generäl der Infanterie Conrad von Hötzen¬ dorf, ein Mann von hohem Verstand und viel Herz, seiner Stel¬ lung durchaus gewachsen.“ Gelegentlich der Meldung als Oberbefehlshaber der gegen Ser¬ bien aufgestellten Heeresgruppe, am 18. September 1915: „Von meiner Meldung in Teschen bewahre ich die angenehmsten Er¬ innerungen. Die Besprechung mit Generaloberst von Conrad war so inhaltvoll, daß meinerseits keine Lücke in der Kenntnis 2* 19