Bild 55. Schweres Geschütz mit festem Lager auf der Erde, noch zur Zeit Maximilians
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (b 8)
Entn. Essenwein A LXX
rienburg über die sandigen Wege zur Mark Brandenburg wurden allein für das Rohr
24 Pferde benötigt, so daß auf ein Pferd etwa vier Zentner entfielen. Dazu kam der Be¬
darf für die drei Zentner schweren Kugeln, das Pulver und Zubehör sowie die schweren
Holzlager und den aufklappbaren, großen Scbutzschirm (Bild 50).
Dementsprechend war es nur natürlich, daß mit Rücksicht auf die Fahrbarkeit für den
allgemeinen Gebrauch kleinere Kaliber mit Wagen entwickelt wurden, die sowohl beim
Schießen als auch beim Transport als Dauerlager dienen konnten. Die Lafette kam auf.
Um ihre seit etwa 1500 dauernd beibehaltene Form zu entwickeln, können folgende
Stufen unterschieden werden:
1. Festes Holzlager auf der Erde für die „Legstücke44, Bild 56.
2. Auf einem festen, hochgebauten Lager in der Höhenrichtung einstellbare Geschütze,
Bild 57.
3. Auf Rollen bewegliche hölzerne Bocklager für die „Bockstücke44, Bild 58.
4. Auf vier- oder zweirädrigen Karren dauernd gelagerte „Karrenbüchsen44, Bild 59.
5. Auf zweirädrigen Achsen gelagerte Geschütze, Bild 58.
6. Auf Lafetten ohne Schildzapfen gelagerte Geschütze, Bild 64.
7. Auf Lafetten mit Schildzapfen gelagerte Geschütze, Bild 63.
Alle Entwicklungsstufen der Pulverwaffen und somit auch diese setzen nicht zu einem
genau festlegbaren Zeitpunkt ein und hören nicht mit einem Schlag auf, sondern über¬
schneiden sich, laufen lange parallel, wie auch die Abbildungen mit ihren Zeitangaben er-
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