ZUR EINFÜHRUNG
Im waffentechnischen Schrifttum wird auf das „berühmte Feuerwerkbuch aus dem 15. Jahrhun¬
dert66 vielfach Bezug genommen, ohne daß es nach Inhalt, Form, Bedeutung und Eigenart voll¬
kommen bekannt war oder wenigstens diejenige Wertschätzung erfuhr, die ihm tatsächlich zu¬
kommt. Das ist erklärlich, da sein aus dem 16. Jahrhundert stammender Erstdruck nicht ohne
weiteres jedermann zugänglich ist und die vielen Handschriften, die mehr oder weniger ausführ¬
lich Teile daraus enthalten, noch weniger zur Kenntnis der Allgemeinheit kommen und außer¬
dem bisher noch kaum kritisch daraufhin untersucht sind, welche vor seiner endgültigen Fassung
liegen und welche nachher nur Abschriften sind oder teilweise Auszüge daraus enthalten.
Und doch stellt dieses Buch nicht nur die für Jahrhunderte geltende Grundlage jeder Lehre über
die ältesten Pulverwaffen dar, sondern ist auch für die Literatur der allgemeinen Technik von
ganz besonderem Wert. Dieses merkwürdige kleine Werk muß nämlich, was bisher kaum beachtet
worden ist, als das älteste deutschgedruckte technische Buch betrachtet werden. An dem hierin
liegenden kulturellen Wert, der noch durch die Freude an der alten schönen deutschen Sprache
und den vielfach längst verlorengegangenen, treffenden Ausdrücken für technische Dinge und
Vorgänge jener Zeit auf dem Gebiet von Wehr und Waffen erhöht wird, dürfte unsere heutige
Zeit nicht achtlos vorübergehen.
Ältere Werke wehrtechnischen Inhalts können einen ähnlichen Anspruch hinsichtlich ihrer äuße¬
ren Form nicht erheben. So ist zum Beispiel das 1405 erschienene Kriegsbuch des Büchsenmeisters
Konrad Kyeser von Eichstätt „Bellifortis66 lateinisch abgefaßt, und das erste, im Abendland vom
Pulver Kenntnis gebende „Feuerbuch66 des rätselhaften Marcus Graecus soll einen griechischen,
nach anderer Meinung vielleicht arabischen — leider verschollenen — Urtext gehabt haben, von
dem nur lateinische Übersetzungen erhalten geblieben sind.
So soll der Neudruck des 1529 in Augsburg erschienenen Erstdruckes des „Feuerwerkbuches von
142066, das aus den Erfahrungen des Krieges entstanden und für den Krieg verfaßt war, genauere
Kenntnis geben von dem wehr- und pulvertechnisch reichen Inhalt der alten Handschriften aus
der Anfangszeit der deutschen Waffentechnik und Büchsenmeisterei.
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