die nicht einmal ein Glimmfeuer und keine Schwefelkerzen benötigten, sondern sich schon durch Wasser oder gar nur einen Luftzug entflammen ließen. Weitere chemische Kenntnisse verrät auch die Vorschrift, wie man Pfähle im Wasser verbrennt (90), indem man dazu eine Benzolmischung, z. B. zum Verbrennen einer Brücke, verwendet. In einem auffallenden Licht erscheint aber der Verfasser des Feuerwerkbuches als Che¬ miker bei der Herstellung des Schwefelöles (85, 93), der Schwefelsäure. Was für den Maschinen- und Bautechniker das Eisen bedeutet, das ist für den Chemiker die Schwefel¬ säure. Sie wird hier bei einer Entzündungstemperatur der Mischung von 400° durch Destillation unmittelbar aus dem Schwefel gewonnen; die Anweisung blieb aber unbe¬ achtet, da die späteren Chemiker wohl in diesem Buch nichts für sie Wertvolles vermute¬ ten. Erst als dieses Verfahren von Dr. Ward in England Mitte des 18. Jahrhunderts wie¬ der „erfunden44 war, gewann es große Bedeutung und hieß auch in Deutschland, das er¬ hebliche Mengen einführte, das „englische44 Verfahren, im Gegensatz zu dem heimischen, das mit Destillation aus Vitriol arbeitete. Noch erstaunlicher ist sodann die chemische Leistung bei der Gewinnung des schon mehr¬ fach erwähnten Schießwassers (88). Wie im vorliegenden Druck, ist es auch in einer gan¬ zen Reihe der Handschriften und in dem „im weinmonat44 1529 in Straßburg als „Büch¬ senmeisterei44 herausgegebenen Druck des Feuerwerkbuches zu finden. Die Anweisung über seine Zubereitung lautet in der Berliner Handschrift 1018 (a2) fast übereinstim¬ mend mit dem vorliegenden Druck1: „Wie man vss ainer büchsen schiessen sol mit wasser on Pulver also daz das wasser das pulver verwest vnd daz wit vnd starcker mit schlisset als mit dem puluer. Wilt du mit wasser schiessen das du kain bulffer brauchest vnd sterker vnd witter mit schüssest denn ob er das best bulffer hett das je gemachet ward, So nim Salpeter vnd distilier daz zu was¬ ser vnd den schwebel zu öl vnd salarmoniacum auch zu wasser vnd nimm oleum bene- dictum auch dazu nach gewicht als du wol hören wirst vnd wenn du das wasser zesamen bringest so nim vj tail salpeterwasser ij tail schwebel öl salarmoniacumwasser zwai tail, zway tail de oleo benedicto vnd lad die buchs vast wol mit klotzen vnd mit stain vnd giiss das wasser in die büchsen den zehenden tail des rohrs hinder dem klotz vnd ziind sy an mit zundel das du davon kommen mügest vnd lug daz die buchs vast starck sy, Vnd mit diesem wasser schüssest du vss ain gemainen buchs ob dry tusent schrytt wit es ist aber gar köstlich. Wie vern ain gemain schuss schlisset. Ain gemainer schuss von büchsen vnd von bulffer ist gemainlich funffzehnhundert schrit oder in demselben mass aber von gelaittern gestercktein pulver ist fünff vnnd zwaintzig hundert schritt oder in demselben masse.44 Dieses zwar schnell entzündliche, aber sonst harmlos erscheinende „Wasser44, das man nur in der kleinen Menge von einem Zehntel des Pulversackraumes durch das Zündloch 1 Ähnlich auch in der Berliner Handschrift 621 (al) und ebenso im Straßburger Druck von 1529. 127