Schrift noch aus dem Jahre 1682 soll er gottesfürchtig, frei von Fluchen und Schwören, ernsthaft, vorsichtig, bescheiden, nicht dem Trünke ergeben, von ehrlichen Eltern ge¬ boren, zu denen z. B. Henker und Musiker nicht rechneten, und Inhaber eines Lehrbrie¬ fes sein, „da er mit seinem Feind, dem Pulver, umgehen muß441. Hier hätte es richtiger heißen müssen: „Feind im Pulver.44 Aber die Furcht vor dem leibhaftigen Teufel war nicht mehr so lebendig, so daß nun das Pulver selbst zum Feind wurde. Alles das und sogar noch mehr, z. B. Verschwiegenheit, wird anschaulich den Büchsenmei¬ stern in gereimter Form am Anfang der Wiener Handschrift 52 (c1) vor Augen gehalten, in der aber das Größte und Geheimste der Kunst noch verschwiegen wird. Geschichtliches über die Erfindung von Pulver und Geschützen (zu 3) Sinngemäß schließt sich hier, bevor auf die eigentliche Technik eingegangen wird, ein ge¬ schichtlicher Rückblick auf die Erfindung von Pulver und Geschütz durch den Nigroman- tikus, den Schwarzkünstler, Niger Berchtoldus aus Griechenland, den schwarzen Ber- thold, an. Der Verfasser des Feuerwerkbuches, der wie die Menschheit noch jahrhundertelang hier keinen Unterschied zwischen der Erfindung des Pulvers und derjenigen der Schußwaffe macht, gibt vorsichtigerweise keine Jahreszahl an, wann der deutsche Mönch, der in Frei¬ burg gelebt haben soll und auch Berthold Schwarz genannt wurde, seine alchemistischen Arbeiten als „Schwarzkünstler44 zum Erfolg gebracht hat. Den bis in neuere Zeit hinein tobenden Kampf um seine Person hat die Forschung dadurch zur Ruhe gebracht, daß sie weder einen Mönch noch einen Bürger dieses Namens oder, wie man später annahm, mit Namen Anklitz oder Anklitzen in Freiburg hat feststellen können. Die Angabe, daß er ein geborener Grieche gewesen sei, erklärt sich wohl zwanglos aus der Identifizierung mit dem ebenso geheimnisvollen Marcus Graecus, der um 1260 als erster im Abendland Kunde von dem aus Salpeter, Kohle und Schwefel zusammengesetzten Pulver gibt. Auch dieser ist, ebensowenig wie sein hierfür in Frage kommendes Original-,,Feuerbuch44, über ignium ad comburendos hostes, feststellbar, und die Vermutung ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, daß die Erfindung des Pulvers und die Abfassung des „Feuerbuches44 (mit einem Pseudonym versehen, um im ungefährdeten Dunkel zu bleiben) auf deutsche Mönche zurückzuführen und hinter festen, das Geheimnis gut sichernden Klostermauern zu suchen ist. Die Aussprengung der Nachricht von den — dann natürlich unauffind¬ baren — „Griechen44 Marcus oder Marchus und Bertholdus Niger läge dann in wohlbe¬ gründeter Absicht und wäre nicht, wie mehrfach für den schwarzen Berthold „aus Grie¬ chenland44 angenommen worden ist, eine Verwechslung oder ein Irrtum. Jedenfalls hat i Braun, N ovissimum fundamentum et praxis artilleriae, 1682. 2 Vgl. Jahns Kriegswissenschaft, Bd. 1, S. 382. 97