Die Christianisierung der Slovenen. 55 Ordnung, daß der Charakter der bulgarischen Sprache bezüglich der lautlichen Entartung nicht neu ist, sondern sich im Psalter von Bologna bis ins Jahr 1186—1196 zurück verfolgen läßt, während die norisch-slovenische Sprache, wie sie in ihrem ältesten Sprachreste, in den Freisinger-Denkmälern, hervortritt, trotz einiger Unterschiede, im Ganzen der Sprache der pannonischen Denkmäler dennoch näher steht, als irgend ein anderes slavisches Denkmal, das nicht ans einem pannonischen Texte floß, berechtigt zum Schlüsse, daß sich die norisch-slovenische Mundart und die alte liturgische Sprache auch territorial am nächsten standen, d. h. daß die Heimat der letzteren wohl nur in Pannonien zu suchen sei. Wir kommen zum dritten und letzten Punkte dieser unserer Frage, daß auch die damaligen Mährer die slovenische Sprache gesprochen haben. Es ist nämlich trotz der Voraussetzung der pannonischen Heimat der altslovenischen Kirchensprache kaum begreiflich, wie es kommt, daß Cyrill und Method, die doch den geringsten Theil ihrer Thätigkeit in Pannonien, dagegen den größten in Mähren zugebracht, dennoch für ihre literarischen Arbeiten die pannonische und nicht die mährische d. i. böhmisch mährische Sprache angewendet haben, und zwar, da obendrein noch Mähren das politisch gewichtigere und umfangreichere Terri- torium bildete. Auf diese, wie es scheint, berechtigte Einwendung gegen die pannonische Heimat der altslovenischen Kirchensprache antwortet Miklosich mit Tümmler damit, daß damals auch in Mähren die slovenische Sprache gesprochen wurde. Während also Schafarik nicht bloß das heutige Mähren und die Slovakei im nordwestlichen Ungarn, sondern auch das Gebiet am rechten Donau-Ufer bis zum westlichen Ufer des Plättenseees der mährischen Mundart zuweiset, geht umgekehrt die Ansicht Miklosichs und Tümmlers dahin, daß nicht bloß alles Land am rechten Donau-