68 Handel. Während also der Adel mit Verachtung auf jedes praktische Unter nehmen herabsah und sein Geld im Auslande verschwendete, nahm der Wohlstand im Lande sichtlich ab, der Handel kam, namentlich in Slavonien, in die Hände der Juden. Einen größeren Aufschwung nahm der Handel erst in unserem Jahrhundert, als sich die künstlichen Verkehrsmittel zu mehren begannen, die Wasserstraßen mit Dampfboten belebt wurden, das Inland durch die vortreffliche Louisen-Straße, eine der schönsten der Monarchie, in den Jahren 1802—1812 zwischen Karlstadt und Fiume erbaut, mit dem Küstenlande in Verbindung gebracht wurde. Dazu kamen in unseren Tagen die Eisenbahnen, mit denen jedoch Kroatien bis jetzt am stiefmütterlichsten bedacht ist. Gegen wärtig beträgt das gesammte Straßennetz Kroatiens 8131 Kilo meter; die Donau-Dampfschiffahrt erstreckt sich auf der Drau bis BarL, ans der Save bis Sissek, während Zugschiffe weiter hinauf fahren und kleinere auch die Kulpa und Una in ihren Bereich ziehen. Die Südbahn geht einerseits von Steinbrück über Agram nach Sissek, andererseits von St. Peter nach Fiume; die ungarische Staatsbahn verbindet das Drau-Thal von Zakanj über Agram und Karlstadt mit Fiume; die Alföld-Bahn berührt Slavonien von Erdut bis Esseg und zweigt sich bei Dalj nach Brod ab. Von der Gesammtbevölkerung Kroatiens entfällt über 1°/» auf die Handel treibende Classe. Die bedeutendsten Plätze für den Landhandel, der hauptsächlich mit den benachbarten öster reichischen Provinzen, mit Bosnien, Serbien und Rumänien betrieben wird, sind Karlstadt, Sissek, Agram, Warasdin, Brod, Alt-Gradiska, Esseg, Vukvvar, Mitrovica, Semlin, Glina und Kosteinica; der überseeische Verkehr hingegen concentriert sich in Fiume, Zengg, Portore, von wo aus der Handel theils mit den inländischen Küstenorten, theils mit Italien, Frankreich, England,