22 Wie ist Byrons Geist in alle Nationen eingedrungen! Ob zum Glücke? das wollen wir nicht beantworten,- aber bis nach dem fernsten Osten ist er ein Anreger ge worden und hat eine Literatur hervorgerufen, auf die fremde Völker mit besonderem Stolze Hinweisen. Wir brauchen nur bei Goethe nachzulesen, was er von dem Dichter des Manfred und des Don Juan gehalten, dessen Schwächen er genau durchschaute, dessen hohe Bedeutung er aber dem Lebenden wie dem Toten gegenüber warm und voll Teilnahme anerkannte. Es ist derselbe Goethe, der von dem jetzt fast vergessenen Laurence Sterne das schöne Wort gesprochen, er habe „die große Epoche reiner Menschenkenntnis, edler Duldung, zarter Liebe zuerst angeregt und verbreitet". Können wir uns das Emporblühen des historischen Romanes in der deutschen Literatur denken ohne Walter Scott? Wo ist der junge Mensch, der nicht über Robinson Crusoe sich gebeugt hätte? Was ist alles aus diesem ein zigen Helden hervorgewachsen! Wer hat der Welt das tröstliche „Arbeiten und nicht verzweifeln" zugerufen? der eckige, aristokratische Carlyle, der Schwärmer für deutsche Philosophie. Wohin wir uns in der Literatur Englands wenden, überall finden wir jene Geister, die weit über ihr eigenes Volk hinaus gewirkt haben, die zu Förderern der Weltliteratur geworden sind. Ungemein viel Gutes haben auch die einfachen Er zähler durch ihre Werke wie durch ihre Anregung der ganzen Menschheit erwiesen. Nicht Dickens allein, dessen köstlicher Humor seiner Mit- und Nachwelt so viele frohe Stunden geschaffen, auch das ganze Heer weniger be gabter Romanschriftsteller hat seine Verdienste. Ein Un