84 Die Einrichtung des Gotteshauses. Rubrik XV. brachten Empore. Die Einfassung des Werkes glich in der gothischen Zeit einem Portalbau. Eine mittelalterliche Orgel mag wohl höchst selten mehr zu finden sein. Von der Orgel wolle der Forscher die Form, die Zeit der Anfertigung, vornehm¬ lich aber den Meister des Werkes angeben. 8. Wie viele Glocken hat die Kirche? Wo Höngen sie? Welche Größe und Form hat jede einzelne Glocke? Welche Inschristen, Jahres¬ zahlen, Wappen oder Bildwerke kommen aus denselben vor? Die Glocken werden zuerst im sechsten Jahrhundert erwähnt; bis zum eilften Jahrhundert aber blieben sie klein, waren entweder gegossen, oder von Eisen geschmiedet. Die Form der ältesten Glocken war meistens geradlinig oder bienen¬ korbartig, also mehr hoch als weit. Sehr große Glocken wurden im fünfzehnten Jahrhundert gegossen. Diese hatten schon die bis jetzt übliche Form, und im Verhältniß zur Weite eine viel geringere Höhe als die der früheren Zeit. Der Forscher wolle die Form sowie auch die Zahl der im Gotteshause vor¬ handenen Glocken angeben. Der heilige Karl Boromäus setzte für den Mailänder Spenge! fest, daß eine Kathedrale mit sieben oder wenigstens mit fünf, eine Collegiatkirche wenigstens mit drei, eine Pfarrkirche mit drei oder wenigstens mit zwei Glocken versehen sein solle. Nebst der Anzahl der Glocken beachte der Forscher auch den Ort der Aufstellung. Derselbe ist heut zu Tage der Thurm. Vornehmlich aber richte derselbe sein Augen¬ merk aus die an der Glocke vielleicht vorkommende Inschrift und auch auf das an der Glocke angebrachte Bildwerk. Die Inschriften auf Glocken sind theils religiösen, theils geschichtlichen Inhaltes. Selbe sind manchmal Gebetsformeln, z. B- 0 rcx glorias Christi veni cum praece; oder sie geben die Bestimmung der Glocken an, in welchem Falle dann die Glocke selbstredend angeführt wird, z.^B. vivo» vooo. clelunotos plororc.; oder selbe geben die Zeit ihrer Verfertigung, oder den Stifter der Glocke, oder auch den Meister, der sie verfertigte, an. Die Glocken-Jnschriften waren in ältester Zeit in der Majuskelschrift, in der Zeit der Gothik in der Minuskelschrist, und zwar in