— 121 — lieh unseres derzeitigen Verhältnisses zu Serbien, welches es unvermeidlich mache, ganz gegen unseren Willen und ohne jede egoistische Nebenabsicht unserem unruhigen Nachbar mit dem nötigen Nachdrucke unsere ernste Absicht zu zeigen, nicht länger eine von der Regierung geduldete, gegen den Be¬ stand der Monarchie gerichtete Bewegung zuzulassen. Die Haltung Serbiens nach Empfang unserer Note sei übrigens nicht darnach gewesen, eine friedliche Beilegung zu ermög¬ lichen, indem Serbien, noch bevor es uns seine ungenügende Antwort übergeben ließ, die allgemeine Mobilisierung ange¬ ordnet und schon dadurch uns gegenüber einen feindseligen Akt vorgenommen habe. Trotzdem hätten wir noch drei Tage zugewartet. Gestern seien nun serbischerseits gegen uns die Feindseligkeiten an der ungarischen Grenze‘eröffnet worden. Dadurch sei uns die Möglichkeit benommen, bei unserer Serbien gegenüber bewiesenen Langmut weiter zu beharren. Die Herbeiführung einer gründlichen, aber friedlichen Sanie¬ rung unseres Verhältnisses zu Serbien sei uns nunmehr un¬ möglich gemacht worden und wir seien gezwungen, den serbi¬ schen Provokationen in der Form entgegenzutreten, die unter den gegebenen Umständen der Würde der Monarchie allein entspreche. 41. Graf Berchtold an Graf Mensdorff in London. Telegramm. Wien, 28. Juli 1914. Der englische Botschafter, welcher heute bei mir vor¬ sprach, hat mir auftraggemäß den Standpunkt Sir E. Greys zu unserem Konflikte mit Serbien in folgender Weise aus¬ einandergesetzt : Die englische Regierung habe mit lebhaftem Interesse den bisherigen Verlauf der Krise verfolgt und lege Wert darauf, uns zu versichern, daß sie Sympathien für unseren Stand¬ punkt hege und unsere Griefs gegen Serbien vollkommen verstehe. Wenn somit England keinen Grund habe, unseren Streit¬ fall mit Serbien an sich zum Gegenstände besonderer Prä- \