73 46. Protokoll, aufgenommen im k. u. k. Ministerium des Äußern am 30. Oktober 1914. Gegenwärtig die Gefertigten. Herr Max Müller, Ingenieur aus Brünn, zuständig nach Prag, berichtet über seine Internierung in Frankreich: Am 27. Juli d. J. kam ich aus Österreich nach Paris, um dort Fach studien zu machen. Ich vermochte in den nächsten Tagen Paris nicht mehr zu verlassen und wurde am 10. August unter militärischer Aufsicht nach Saumur- Chäteau gebracht. Mit mir wurden noch 540 Personen, Österreicher, Ungarn und Deutsche, dorthin transportiert. Wir wurden dort in Stallungen auf Stroh untergebracht und erhielten erst am nächsten Tage etwas Bohnensuppe und Brot. Wir blieben dort vom 10. August bis zum 24. September. Unsere Lage war die denkbar traurigste; wir mußten in den Ställen auf altem Stroh ohne jegliche Decken schlafen, als Nahrung erhielten wir zweimal täglich Wasser suppe mit Gemüse und Brot. Wer Geld hatte, und deren gab es nur sehr wenige, konnte in der Kantine seine Mahlzeiten auf eigene Kosten aufbessern. In den Ställen schliefen Männer und Frauen, Greise und Kinder durcheinander. Das Reinigen der Ställe und der offenen Abtritte mußten wir selbst besorgen. Vom 24. September bis 3. Oktober waren wir in Saumur-Collbge unter denselben traurigen Verhältnissen interniert. Am 2. Oktober wurden die Männer von den Frauen ohne Angabe des Grundes in der brutalsten Weise weggerissen und nach Brest überführt. Am 3. Oktober wurden wir, das heißt 240 Frauen und 4 Männer, mittels Viehwägen nach Angers transportiert und in Mongazon untergebracht. Dort war die Unterbringung etwas besser, sonst herrschten aber dieselben traurigen Zustände. In dem Camp des etrangers zu Mongazon waren im ganzen ungefähr 2500 Personen untergebracht. Die Nahrung bestand auch hier aus zweimal täglich Suppe und Brot ohne Fleisch! Fast niemand besaß noch etwas Geld, um die Kost aufzubessern. Außerdem suchten die Kanti neure noch die traurige Lage der Internierten in jeder Weise auszunützen, in dem sie unglaubliche Preise für die Lebensmittel verlangten. Die sanitäre Für sorge der Franzosen beschränkte sich darauf, das Stroh, auf dem wir schliefen, mit Karbolwasser zu bespritzen. Am 18. Oktober erhielt ich die Erlaubnis, nach der Schweiz abzureisen. In Saumur war ein Aufruf erlassen, womit die Internierten zum freiwilligen Dienst in der Armee aufgefordert wurden. Wippern m. p., Max Müller m. p. k. u. k. Generalkonsul.