4 Norbert Krebs Riegel vor der Feisterscharte das Guttenberghaus, die sechste Hütte der Sektion Austria im Dachsteingebiet, eröffnet wurde. Schon in der Frühzeit des Alpinismus wagte man sich auf das Eis und suchte kurze Felsanstiege, aber die großen Wegbauten im Felsgelände selbst sind erst eine Sache der letzten 4V Jahre. Jetzt gehen Reitwegs von Hallstatt und vom Hinteren Gosausee zu den beiden Hütten am Nordfuß des Dachsteins; ein gut versicherter Felsensteig (1879 angelegt) geleitet von Süden her über die Hunerscharte empor; der Linzerweg führt über die nördlichen Felssporne des Torsteins zum Gosauer Stein und über die Felsäste, die vom Niederkreuz ausstrahlen, führt ein anderer Weg mitten durch öde Karrenfelder von der Adamek- zur Simony- Hütte. Schon ist auch von der Feisterscharte ein Weg zum Schladminger Gletscher gelegt und damit eine neue Verbindung der Südseite mit dem Simonyhaus entstanden. Damit hat sich die Wegsamkeit des Gebirges gründlich geändert. Je mehr die alten Almwege versallen, die nur selten von Turisten aufgesucht werden, weil alles den schönsten Punkten und den Hauptgipfeln allein zustrebt, um so mehr verschiebt sich der Verkehr in die höchsten und innersten Teile. Auf der Austriahütte zählte man in den letzten Iahren rund 2000, auf der Simonyhütte 1700, auf der Adamekhütte 1350, auf der Hofpürglhütte 1135 Besucher. Der Gosauer Kamm ist von Norden und Süden leicht zugänglich, aber die östlichen Teile der Hochfläche „Auf dem Stein" und das teilweise schon bewaldete Kammergebirge werden selten begangen. Nur der wuchtige Klotz des Grimmings, der eine Schutzhütte der Sektion Obersteier erhalten soll, der Blassen und der Sarstein bei Hallstatt, danken ihrer isolierten Lage hart an den Ver¬ kehrslinien regeren Besuch. Die seit der Erbauung der Schutzhütten stärker einsetzende Alpinistik brachte den Sport zu Ehren. An die Stelle berühmter Naturforscher, die gerade im Dachsteingebirge einen so hohen Anteil an der Erschließung hatten, traten wagemutige, junge Leute, die auch vor den schwierigsten sportlichen Leistungen nicht zurückschrecken. 1889 wurde die Dachsteinsüdwand zum erstenmal durchklettert, 1901 der Gipfel selbst auf diesem Weg erreicht, 1900 auch der Nordgrat bezwungen; schon 1879 war die Bischofsmütze, 1873 der Koppenkarstein erstiegen worden, eine Reihe von untergeordneten Gipfeln (Schneebergwand, Ciskarlspitze, Adelwand, Schwingerzipf, Hohes Großwandeck, Große? Mandlkogel usw.) wurden in den letzten 20 Iahren erklommen und in neuen Anstiegs- routen und Gratwanderungen bietet besonders der Gosauer Kamm noch in jedem Jahr neue Aufgaben. Erst im letzten Jahrgang unserer Zeitschrift bot H. Reinl einen tiberblick über die Erschließung und die zahlreichen turistischen Probleme dieses schö- nen Teilgebietes. Der gleiche Verfasser schildert im Anschluß an diese Abhandlung eine Anzahl von Fahrten im ganzen Dachsteingebiete. Der von A. von Radio- Radiis neu ausgelegte „Spezialsührer durch das Dachsteingebirge" (Wien 1908) zeigt im Vergleich zu Geyers Buch die Fortschritte der Turistik in der ganzen Gruppe, mit der die wissenschaftliche Durchforschung nicht mehr Schritt hielt. Diese erfuhr wie überall eine starke Spezialisation. Simonys Arbeiten sind erst 1895 mit seiner prächtigen Monographie des Ge- bietes zum Abschluß gekommen; August v. B ö h m hat die Studien seines Lehrers an den großen Gletschern des Gebietes fortgesetzt, A. P e n ck die Täler ringsum auf ihren glazialen Formenschatz hin geprüft. Die geologischen Untersuchungen E. v. M o j- sisovics' sind niemals ausführlich niedergelegt worden, so daß nur kurze Erläute- rungen zur geologischen Karte (Ischl, Hallstatt) und ein wenige Seiten umfassender Abschnitt in K. Dieners „Bau und Bild der Ostalpen" (1903) seine eigene Auf- fassung wiedergeben. I. Müllner hat zum Teil auf Grund der Simonyfchen Lo° tungen die Seen des Salzkammergutes studiert und durch Karten und Diagramme im ersten Teile des Atlas der österreichischen Alpenseen (Wien 1895) dargestellt. Neuer« Untersuchungen zur Thermik dieser Seen sind noch nicht veröffentlicht. Klimatische und