30 Germanen in Ungarn bis zur Zeit Karl des Großen. welche Alboin nicht mit sich geführt hatte, seufzen bis zum heutigen Tage in harter Knechtschaft der Hunnen", d. i. der Avaren. Die Knechtschaft scheint jedoch in Wahrheit nicht sehr „hart" -gewesen zu sein; denn wir sahen, daß die unterworfenen Gepiden, deren Ansiedlungen im heutigen Bäcser Comitate gelegen waren, sich ungestört versammeln und Feste feiern konnten. Man findet ferner gepidische Unterthanen als Diener bei vornehmen Avaren; im Heere der Römer gebraucht man die Gepiden wohl als Spione gegen die Slaven, nicht aber gegen die Avaren. Wie es scheint, haben diese Letzteren die Gepiden als Feldbauer in ihren Sitzen belassen und sie zum Stande der Hörigen, die auch zu persönlichen Dienstleistungen, wohl auch zu Kriegsdiensten verpflichtet waren, herabgedrückt, ohne jedoch ihre Lage besonders hart zu gestalten. Im andern Falle würden ja die Gepiden sich gerne mit den herein gedrungenen siegreichen Römern gegen ihre avarischen Unterdrücker zur Abschüttelung dieses Joches verbündet haben. Auch hätte der kluge Priscus sich diese Mitwirkung sicher nicht entgehen lassen- An eine „Ausrottung" der Gepiden durch die Avaren ist also nicht 3U denken; da ja noch um die Mitte des IX. Jahrhunderts eine historische Quelle meldet: „Die Hunnen (d. i. die Avaren) vertrieben die Römer, die Gothen und die Gepiden. Von diesen Gepiden wohnen auch jetzt noch einige daselbst." Das heutige südliche Ungarn und Slavonien gerieth mit der Schwächung des Avaren- reiches allmählich in slavischen Besitz; insbesondere dehnten die Bulgaren ihre Macht auch bis zur Drau aus. Unter dem slavischen Einflüsse verschwanden dann die Reste der Gepiden; ihr Name wird nicht weiter erwähnt.