Perlen dieser episch-lyrischen Volkspoesie aufgezeichnet. Wir wählen daraus folgendes Stück, welches durch H. von Wlistocki (im Berliner „Magazin für die Literatur des Auslandes") publicirt, aber unrichtiger Weise als eine „Hildebrands-Ballade der transsylvanischen Zigeuner" bezeichnet wurde; denn mit dem altdeutschen Hildebrands liede hat diese Ballade gar keine Verwandtschaft, wie sich jeder mann sofort überzeugen kann. Die Ballade lautet: Ando vesa, ando mal Ek o ternezar jial, Pala dromengro jial, Ko ek galave lyidsal. Mudardyas pures romes Ando na udude res, — Sikoro isphidyas les Ando 8ornan len romes; Pro na janglas ternezar, The ko hin odo thagar. Sigo ternezar jial, Kia bakilo jial, Sikarel pesra dakke O thagare galave. Korkores e day acel, Akor pedig cingardel: „Bibacht, bibacht tut marel, Te mudadyal tre dades, Kai cordyal o galaves.“ Auf der Aue, auf der Flur, Folgt ein Knab des Mannes Spur, Folgt ein Knab den: Wandrer sacht, Der ein Tuch mit sich gebracht. Und der Knab ihn tödtet bald In dem finstern, öden Wald; In des Heilgen Flusses Flut Wirft er ihn mit frechem Muth; Ach! er hatte nicht gedacht, Daß den Thagar er umgebracht. Drauf der Knab' im raschen Lauf Sucht das Weib Bakilo auf, Froh das Tuch der Mutter zeigt. Die erstaunt sehr lange schweigt, Ihren Sohn drauf laut verflucht: „Werd vom Unglück heimgesucht! Hast den Vater umgebracht. Ihm geraubt sein Thagartuch." Es trägt die erzählende wie die lyrische Volkspoesie der Zigeuner ohne Zweifel den bildnngslosen Charakter des herum- vagirenden, nnstüten Volkes an sich; sie ist roh, ausschweifend, grobsinnlich, ja häufig obscön. Die poetische Auffassung bekundet geringen Geschmack und wenig Gefühlstiefe; die Darstellung ist oft unbeholfen, naturalistisch einfach, derb; die Sprache unbeholfen, holprig. Aber trotz dieser Mängel, die wesentlich in dem niedrigen Culturzustande dieses verwahrlosten Volkes wurzeln, begegnet man Musi? und Gesang der Zigeuner.