Kirchengeschichte. 47 Wucherer Buße thaten und eitle Leute den Freuden der Welt entsagten und gottesfürchtig wurden. Heftig predigte auch Wald hauser gegen die Klöster, daß sie Mitglieder nicht ohne Geld auf nehmen wollen, tadelte die Völlerei der Mönche, die im Lande herumbetteln und dann im Geheimen an reichbesetzten Tischen schmausen. Johann Miliö versah ursprünglich den Kanzleidienst beim königlichen Hofe, wurde später Canonicns zu Prag und selbst Verweser des Prager Archidiaconates; doch auf einmal trat eine vollständige Sinnesveränderung bei ihin ein, er entsagte seinem Stande und widmete sich dem Predigen. Im Jahre 1364 predigte er zum erstenmale bei St. Niklas ans der Kleinseite in böhmischer Sprache; seine Predigten wurden anfangs verlacht, später aber wurden sie so beliebt, daß er au Feiertagen selbst viermal in ver schiedenen Kirchen predigte. Besondere Beliebtheit erwarb er sich beim jüngeren Clerus, für den er auch lateinische Predigten abhielt. Beide Prediger kamen der herrschenden Classe des Clerus nicht willkommen und da sie amtlich nicht geahndet werden konnten, wurden sie der Ketzerei beschuldigt; Waldhauser mußte sich vor dem Erzbischöfe in Prag rechtfertigen, während Mili« in Rom und zu Avignon wegen seiner Lehre über den Antichrist sich zu ver antworten hatte. Auch der Prager Canonicns Mathias von Janov eiferte in seinen Predigten gegen den damaligen Zustand der Kirche und legte seine Ansichten darüber in dem Werke „Über die Vorschriften des alten und neuen Testamentes" nieder; er eiferte dagegen, daß der Clerus mehr auf nebensächliche Dinge als auf die Hauptgrundlage der Lehre Christi achte, verwirft den Luxus in den Bauten der Kirchen, die zahlreichen Ceremonien und die übergroße Zahl der Messen, was alles von den Priestern erfunden worden sei, um nur vor dem Volke zu glänzen. Obzwar er sich für rechtgläubig erklärt, kann er nicht umhin den Päpsten die