190 Die Entwickelung der kirchlichen Verhältnisse und des Volkes religiöser Sinn. und Christ. Werth. Migazzi, beide Erzbischöfe von Wien, Leopold Anton Graf Firmian und Max von Tarnoczy, beide Erzbischöfe von Salzburg, Karl Varesco aus Fleims, Bischof von Calamina und apostolischen Vicar in Indien, Roman Rauscher aus Hall, Abt des Stiftes Garsten, Cölestin Gugger uns Feldkirch, Abt in St. Gallen, Kaspar Reittenberger ans Willen, Abt des Stiftes Tepl in Böhmen, Aemilian Hafner aus Reute, Prälat von Füssen, und dessen Bruder Alfons, Prälat von Ettal in Baiern namhaft. Ans der letztgenannten Familie wählten noch vier Geschwister den geistlichen Stand, worunter Hildegard, Äbtissin des Cistercienserinnen- Klosters Maria-Hof, Jos. Maria, General-Vicar im Kloster St. Gallen und Josef, Missionär in Ägypten wurde. Dem Missions wesen widmeten sich von jeher Tiroler und Arlberger mit Vorliebe und damit haben wir einen weitern nicht unwichtigen Zug erwähnt. In den letzten Decennien war es Chartum in Africa, wohin mehrere junge Priester ihr heiliger Eifer trieb und wo sie leider auch ein frühes Opfer desselben wurden. Daß aber nicht bloß die untern Stände, sondern auch die höhern noch in den letzten Jahr hunderten das religiöse Gefühl ganz beherrschte, bezeugt deutlich der Eintritt von Freiherrn und Grafen in Collegien und Klöster, selbst in Mendicanten-Klöster, wie des Grafen Johann Raim. Guido Lamberg in den Capucinerorden. Ein adeliges Fräulein war es auch, Maria von Mörl, die beim Volke lange in besonderem Rufe der Heiligkeit stand und Tausende von Besuchern aus Fern und Nah herbeilockte, bis die Obern den Zutritt zu ihr erschwerten und endlich der Tod sie von ihrem langen Leiden, das ihr selbst die Wundmale Christi aufgedrückt hatte, befreite (1868). Kaum eine Thatsache vergegenwärtigt uns so wie diese das noch gegen- wärtig herrschende religiöse Fühlen und Denken des Volkes. Aber wie mächtig auch die religiösen Ideen bis in die jüngste Zeit sich erwiesen und wie sehr die Priesterschaft an Macht, Ansehen und an Zahl zugenommen hat, sie haben den Verfall der Sitte, der seit hundert Jahren eingerissen, nicht aufzuhalten und selbst nicht das Auftreten neuer Laster, geschweige denn die Wieder kehr alter, zu hindern vermocht. Hiefür sind die Criminallisten