17 Maria Theresia in ihrem Palais in der Favoritenstraße antrat, fiel mir als erstes eine starke Kinderfrau in die Augen, die pustend und schnaubend die Treppe vor mir hinaufging. Neben ihr ein etwa dreijähriger Knabe. Idi dachte mir gleich, daß es der Erzherzog Karl sein müßte. Ich beobachtete, mit welcher Sorge er zu seiner Bonne aufblickte. Jetzt, Nini £ , flüsterte sie, ,bleiben wir, wenn Sie nichts dagegen haben, stehen und ruhen einen Augen blick lang aus/ Geduldig und nachdenklich blieb das Kind neben ihr stehen, bis sie wieder weitergehen konnte. Rück sichtnahme auf andere schien ihm angeboren zu sein/ 4 Erzherzogin Maria Theresia, seine Stiefgroßmutter, wett eiferte mit der Mutter in Liebe und hätte das Kind am liebsten geteilt, wenn es zu teilen gewesen wäre. Junge Tanten kamen vom nahegelegenen Artstetten herüber und spannten sich vor einen Kinderwagen, den Karl mit sei nen kleinen Händen lenkte. Ihre ehemalige Gouvernante Miß Bride Casey, ein hageres Mädchen aus Irland mit all der Munterkeit ihrer Insel, lehrte ihn schon früh Englisch. Die Erziehung war vorbildlich. Liebe und Autorität ka men gleichermaßen zu ihrem Rechte. Und Persenbeug mit seinen Teichen, Flüssen und Rasen plätzen war für ihn der ideale Tummelplatz. Er war ein lebhaftes, frühreifes Kind, mit den großen blauen Augen und dem vollen, goldigen Haar schön wie ein Cherub, mit seinen vollen habsburgischen Lippen immer lächelnd. Er schien stets mit etwas beschäftigt zu sein. Er hatte sei nen eigenen Garten, in dem niemand anderer arbeiten durfte. Mit seiner Kindereisenbahn lief er stundenlang auf und ab. Eine Mühle und ein Wasserfall ermöglichten alle nur erdenklichen munteren Spiele. Im Sommer wurde der Großpapa, Erzherzog Karl Lud wig, auf Schloß Wartholz in Niederösterreich besucht. Während dieser seine Staatsakten Unterzeichnete, tummelte sich das Kind im Arbeitszimmer herum und stöberte im