Geistlichen feiern die Messe. Ich sollte meinen, gerade diese Be richte lassen dem ganzen Zusammenhang des Berichteten nach eigentlich keinen anderen Schluß zu als den: die Presbyter bringen das Opfer dar. Häufig haben die Presbyter die gleichen Funktionen wie der Bischof, so, wenn sie ebenso wie der Bischof Paulinus 1 ) ein dreitägiges Fasten ansagen * 2 ). Als ihre besondere Aufgabe erscheint die Gebetspflicht, die priesterliche Fürbitte, und in gewisser Weise auch die Führung des Psalmengesanges im Kloster 3 ). Aber während sie diese Funktion sicher mit anderen Kultusbeamten teilen, ist es fraglich, ob ihnen insonderheit die Weihe der Reliquien obgelegen habe. An zwei Stellen betont die vita, daß Severin Märtyrerreliquien durch die Hand der Priester ge weiht habe 4 ), wo allerdings nach dem beide Male gebrauchten Ausdruck „sacerdos“ nicht zu entscheiden ist, ob Eugippius unter den sacerdotes nur die Presbyter oder auch außerdem die Diakonen und Subdiakonen mit begreift. Letzteres erscheint nach dem oben Gesagten als das Wahrscheinlichere. Als ein Bote kirchlicher Mildtätigkeit begegnet uns endlich jener Presbyter Lucillus, der „eine große Menge Unglück licher aus der Gefangenschaft erlöste“ 5 ). Wie die Bischöfe, so sind auch die Presb}^ter in der Provinz Nori- Severin als kum zu keiner besonderen Wirksamkeit gelangt neben Severin, der Pro P het * ohne amtsmäßige Anstellung wie eine letzte Verkörperung jener alten a ) Cap. 25, 2 (p. 34, 16). 2 ) Cap. 11, 2: ieiunium triduanum per presbyteros loci persuasit indici (p. 22, 27). 3 ) Cap. 11. 16. 44, 5. 4 ) Cap. 9, 3: martyrum reliquias honore suscipiens in basilica, quam in monasterio con- struxerat, collocavit officio sacerdotum (p. 21, 11); cap. 23, 2: quas (reliquias) debita veneratione suscipiens basilicam sancti Johannis ultronea benedictione collata sacravit officio sacerdotum (p- 33» H)- An diesen Stellen bezeichnet sacerdos nicht wie meist bei den ältesten lateinischen Kirchenvätern (Cyprian, Ambrosius, Augustin) den Bischof (Grützmacher, Die Bedeutung Benedikts von Nursia S. 36 Anm. 1), sondern den Priester. Vermutlich gehören hier auch die Diakonen zu den sacerdotes. Doch ist das immerhin ebenso fraglich wie in der Regel Benedikts (Grütz macher a. a. O. und die ältesten Kommentatoren Paulus Diaconus [f 799], commentarius 1880 S. 452. 488 und Hildemarus [j- 850], Expositio Regulae, Regensburg 1880 S. 552. 600). Die Epistola Eugippii ad Paschasium stellt die „sacerdotes et spiritales viri“ den laici gegen über (p. 3, 17) und läßt den Severin den Presbyter Primenius darauf aufmerksam machen, „deus, qui te sacerdotem fieri praestitit“ (p. 4,16), auch die Erwähnung des „summum sacerdotium“ in cap. 21, 1 der vita zeigt, daß der Ausdruck sacerdos nicht auf den Bischof beschränkt ist. 5 ) Cap. 19, 5: sanctus Lucillus presbyter magnam miserorum copiam a captivitate revocavit (P- 3L i). 3 1