24 Ich will die Möglichkeit, Spuren des Bistums ohne feste Diözese und damit Spuren der orientalischen Kirche im Norikum des fünften Jahrhunderts aus dem 9. Kapitel der vita Severini zu entnehmen, nicht ohne weiteres bestreiten. Jedenfalls aber treten daneben auch Bischöfe mit fester Diözese in der vita auf. Und diese Feststellung entzieht freilich jener Möglichkeit einigermaßen den Boden, um so mehr, als es recht wahrscheinlich ist, daß unter der Bischofswürde, die dem Severin angeboten wurde, die von Lauriacum zu verstehen ist, das das einzige derzeit in Ufernorikum bestehende Bistum gewesen ist. Im 21. Kapitel prophezeit Severin dem Presbyter Paulinus, daß ihn in Kürze die bischöfliche Würde schmücken werde, und die Bürger des oberkärntischen Tiburnia (jetzt St. Peter im Holz am Oberlauf der Drau) „zwingen ihn auch die höchste Stelle des obersten Priestertums zu übernehmen“ 1 ). Auch im 25. Kapitel tritt dieser Bischof von Nori kum, jetzt der „heilige Paulinus“ genannt, auf, der hier ein dreitägiges Fasten für alle Kastelle „seiner Diözese“ an ordnet 2 ). Tiburnia heißt in der vita „metropolis Norici“ und gilt also dem Eugippius entweder als Provinzialhauptstadt (vielleicht nur von Noricum Mediterraneum) oder als Sitz eines jener kirchlichen Metropoliten, die im Orient zu Anfang, im Abendland erst nach der Mitte des 4. Jahrhunderts sich nachweisen griechischen Wortes nanäg bei den irischen Anachoreten Islands (Kluge, Etymologisches Wörterbuch S. 281) hingewiesen. Daß manches Samenkorn des Christentums vom Orient her nach den Alpengegenden, nach Norikum und Rätien gebracht worden ist, hob auch Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands 1898 I 2 347 hervor. Über christliche Syrer in Marseille vergl. Salvian, de gubernatione Dei IY 14 und IY 69, negotiatorum et Syrorum omnium turbas. Gregor Turon. YIII 1. Loebell, Gregor von Tours S. 196. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands 1898 I 2 8. Hegel, Die Entstehung des deutschen Städtewesens 1898 S. 112. Daß enge Beziehungen zum Orient der Yerbreitung des Christentums in Dazien Vorschub geleistet haben, daß später die dazisch - gotische Kirche mit der kappadokischen Beziehungen unterhielt, daß die Kleriker, die die Anauner bekehren wollten, in den Akten Graeci natione, cives Cappadoces heißen, betont Jung, Römer und Romanen in den Donauländern 1887 S. 147. Man wird nur sehr allmählich den Spuren der griechischen Kirche unter den Germanen nach zukommen vermögen, deshalb muß aber jeder kleine Beitrag willkommen sein. - 1 ) Cap. 21, if.: quia cito dilectionem tuam, populorum desideriis, ut credimus, obluctantem, dignitas episcopatus ornabit. Moxque remeante ad patriam sermo in eum praedicentis impletus est. Nam cives Tiburniae, quae est metropolis Norici, coegerunt praedictum virum summi sacerdotii suscipere principatum (Mommsen p. 31, 19 ff.). 2 ) Cap. 25, 1: ad sanctum Paulinum episcopum — — (p. 34, 15); cap. 25, 2: triduano ieiunio (p. 34, 18).