22 le Kirchen verfassung. Cap. 40, 5 sagt Severin: „ut hostes aestimantes auri se quippiam reper- turos etiam mortuorum sepulturas effodiant“ (p. 48, 13). Wenn, wie Lindner mit Recht annahm, zu der Minderung des wert vollsten Edelmetalls in den Zeiten der Völkerwanderung auch die Grab beigaben für Heerkönige und Toten mitgewirkt haben 1 ), so zeigt diese Stelle der vita Severini, daß doch auch andere Gräber wieder mit den Goldschätzen, die sie bargen, zu einer Vermehrung des Edelmetalls bei getragen haben. So haben also die germanischen Goldschmiede aus dem Waschgold des Rheins, aus dem Goldbestand ihrer Kriegsbeuten, aus römischem Metallgeld, das in ihre Hände kam, ebenso wie aus der Totenmitgift der Gräber das Material für ihre Schmiedearbeiten entnommen. Wenden wir uns nun zu dem eigentlichen Anschauungskreis, dem die vita Severini entstammt, dem christlich-kirchlichen, so sei betont, daß schon Wattenbach darauf hinwies 2 ), keine andere Quelle gäbe „in so reichhaltiger Weise ein Bild des christlich gewordenen und bereits mit vollständiger kirchlicher Einrichtung versehenen Römerlandes im Süden der Donau“. Auch Bernoulli bemerkte: „Wir sehen die ausge dehnten kirchlichen Einrichtungen einer römischen Provinz scharf Um rissen vor uns“ 3 ), und Rettberg schloß 4 ): „Das Land steht an Ausbildung kirchlicher Zustände wohl keiner römischen Provinz nach.“ Allerdings gibt uns die vita einige Beiträge zur Kirchenverfas sung einer römischen Provinz im Ausgang des 5. Jahrhunderts, aber a ) Geschichte des deutschen Volkes I 14 h v. Inama-Sternegg a. a. O. I 190 weiß davon nichts. So hat man z. B. auf einem spät merowingischen Gräberfeld in Sindlingen bei Höchst am Main das Grab eines gutsituierten Franken gefunden, in dem unter anderen Kostbarkeiten auch ein Schildbuckel mit goldverziertem Knopf lag (vergl. Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1898. 29, 7 S. 50). Auch in Funden aus dem Gebiet an der unteren Donau, die aus römischer Zeit stammen, hat man Goldschmuck entdeckt, während die Goldfassung der dort erhaltenen Steingemmen offenbar von gewinnsüchtigen Feinden herausgebrochen worden ist (ebendort Nr. 9 S. 105). Vergl. auch Wackernagel, Kleinere Schriften I 46 Anm. I. Über den Goldfund von Nagy-Szent- Miklos (bei Szegedin) s. J. Hampel in der Ungar. Revue 1885 S. 598 ff. S. auch J. Jung, Römer und Romanen in den Donauländern 1887 S. 216. Über den in Oberitalien aus gegrabenen Königsschatz der Wandalen vergl. Mommsen, Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde VIII 303ff.; XI 630. 2 ) Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter 1885 I 44. 3 ) Bernoulli, Die Heiligen der Merowinger S. 55. 4 ) Kirchengeschichte Deutschlands 1846 I 228.