14 waren“ 1 ). Uhlhorn schrieb: „Sechs Jahre nach Severins Tode zogen sich die Römer völlig aus den Donaugegenden zurück“ 1 2 ). Walter Schultze äußerte: „Der bei weitem größte Teil der Provinzialen siedelte nach Italien über“ 3 ). Julius Jung faßte die Sache so: Die bisher unter rugischer Herrschaft gesessenen Römer übersiedelten nach Italien; in Binnennorikum da gegen hat sich das römische Volkselement noch durch das ganze 6. Jahrhundert erhalten 4 ). Auch Albert Hauck sagte: „Der Rückzug der Römer war kein vollständiger, im südlichen Norikum hielt sich die romanische Bevölkerung“ 5 ). Allein, so wenig alle die genannten Forscher es für wahrscheinlich erachten, daß alle Provinzialen unter Odovakar ausgewandert seien, so sehr waren sie doch eigentlich genötigt (wenn sie das auch nicht ausdrücklich bemerkten), den Wortlaut der vita Severini unter Berück sichtigung zeitlich späterer geschichtlicher Quellenzeugnisse, die von Norikern redeten, anzufechten. Meines Erachtens ist es nun aber nicht nötig, die Erzählung des Eugippius und spätere Quellenzeugnisse in Gegensatz zu bringen; gerade die erstere bestätigt die letzteren. Nach dem, was ich über den Gebrauch der Worte Romanus, pro- vincialis und Noricus bei Eugippius ausgeführt habe, scheint die Sache so zu liegen: Odovakar hat alle Bewohner Norikums, alle römischen Provinzialen von Noricum Ripense wie von Noricum Mediterraneum auf- geboten, nach Italien zu wandern, aber nur die Bewohner der Donau städte, die Ufernoriker, die beständig vor den vordringenden Germanen flüchten mußten und von einer Stadt zur andern gezogen sind, sind seinem Rufe gefolgt. Die römische Bevölkerung von Noricum Medi terraneum ist dagegen im Lande zurückgeblieben. Welche Gründe Odovakars Auswanderungsbefehl veranlaßt haben mögen? Die Erzählung der vita Severini, daß Odovakar, noch ehe er 1 ) Dümmler, Piligrim von Passau und das Erzbistum Lorch 1854 S. 2. 3. 2 ) Uhlhorn, Die christliche Liebestätigkeit 2. Aufl. 1895 S. 246. 3 ) Bruno Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte 1891 I 104. 4 ) Julius Jung, Römer und Romanen in den Donauländern 1887 2 , 251, meint, Eugippius habe „gemäß dem Gleichnisse Severins als eines zweiten Moses“ zu zeigen versucht, daß alle Römer auf römisches Gebiet abgeführt worden seien. Dabei wird freilich der Wortlaut von cap. 44, 7 nicht berücksichtigt. 5 ) Kirchengeschichte Deutschlands 1898 2 I 353.