IO Es finden sich dort allerdings zahlreiche Stellen, die den Barbaren im Gegensatz zum Römer so nennen; so cap. i, 4: barbarorum, qui cum Romanis foedus inierant (p. 12, 13), cap. 2, 1: ita sunt barbari intrinsecus habitantes exterriti, ut portas sibi Romanos cogerent aperire (p. 13, 6). Dieser Volksgegensatz, ohne jedwede Nebenbedeutung, kommt auch in Stellen wie den folgenden zum Ausdruck: cap. 4,3: quos ex barbaris ceperis (p. 14, 29), cap. 4, 5: dimissis itaque barbaris (p. 15, 8), cap. 6, 6: qua devotione quidam barbari ad eum deverterunt (p. 18, 23), cap. 9, 1: in nundinis barbarorum (p. 20, 28), cap. 10, 1: quem redemerat de ma- nibus barbarorum (p. 21, 31), cap. 11, 1: barbarorum incursus (p. 22, 14). Wohl werden auch die Germanen als Barbaren bezeichnet (im 27. Kapitel die Alamannen sowohl wie die Thüringer), aber auch im 10. Kapitel die Skamaren 1 ). Das 5. Kapitel stellt die Goten als Barbaren in Gegen satz zu den Rugiern, die doch auch Germanen sind * 2 ): cap. 5, 3: quod turba latrocinantium barbarorum aliquos captivasset ex Rugis (p. 17, 12), und auch im 8. Kapitel werden „Barbaren“ im Gegensatz zu den Ru giern genannt: cap. 8, 3: (Giso) quosdam aurifices barbaros clauserat arta custodia (p. 19, 23). Diese letztlich angeführte Stelle leitet denn schon hinüber zu einer anderen Bedeutung des Wortes „barbarus“. Sie wird vermittelt durch die Wahrnehmung, daß gerade die Barbaren es sind, die durch Raub und Plünderungszüge sich hervortun. Hierhin gehören folgende Stellen: cap. 1, 5: barbarorum vastatione deletum (p. 12, 27), cap. 4, 1: praedones barbari (p. 14, n), cap. 5, 3: turba latrocinantium barbarorum (p. 17, 12), cap. 31,1: quae barbaricos evaserant gladios (p. 39, 22), cap. 40, 4: iniusta barbarorum dominatione (p. 48, 5), cap. 44, 5: barbarie frequentissimae depraedationis (p. 53, 1). Die andere durch diese Vermittelung gewonnene Bedeutung des Wortes „barbarus“ tritt uns dann schließlich in cap. 44, 1 entgegen: „barbara cupiditate semper immanior“ (p. 52, 2). Hier hat „barbarus“ völlig die Bedeutung unseres „barbarisch“ in dem Sinne von *) Cap. 10, 2: quos vulgus scamaras appellabat. Mommsen (p. 22, 10) schreibt das Wort klein, hält es also offenbar nicht für den Namen eines Volkes. Anders Rodenberg in seiner Übersetzung (Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit S. 39) und Bernoulli, Die Heiligen der Merowinger S. 48. 2 ) Nach dem Sturz ihres Reiches 487/8 sind die Rugier in den Ostgoten aufgegangen. Vergl. Schweizer-Sidler, Tacitus’ Germania (6. Aufl. von Eduard Schwyzer 1902) S. 79 Anm. 24. Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde 1900 IV 493 f.