Zweites Kapitel. Mobil! L O Jugend, die du nur dich selbst kennst, nur für dich selbst lebst und fühlst, wie leicht hast du es, dich ganz hinreißen zu lassen von der gewaltigen Flut, die dich packt und in alle Himmel zu heben scheint! O Jugend, deren leichten Sinn man ost schilt, wie selig fliegst du hinweg über alles Schwere, das uns Menschen zu Boden zu ziehen und niederzudrücken droht! Deutschland, du besitzest solche Jugend, das zeigten dir wieder die- Augusttage des Jahres 1914. Und, Deutschland, glückseliges Land, du besitzest auch Männer, ernste Männer, die rotsten, was das Wort Krieg heißt. Die den Krieg nicht aufnehmen mit dem Jubel des Herzens, sondern mit dem starren Blick zum ehernen Himmel, mit dem Blick, der sagt: „Ich habe es nicht gewollt." — — Jene Tage, die der Verhängung des Kriegszustandes vorausgingen, waren für Herrn Kiefer die schlimmsten Kampftage. Er kämpfte mit sich: sollte er reden? Sollte er seiner Frau und seinen Kindern sagen: „wir werden Krieg haben?" Sagte er es nicht, so konnte die Mobilmachung sie überraschen. Denn er war Feldwebel der Landwehr und mußte nach der Mobilmachung sofort abreisen und sich schon am zweiten Mobilmachungstage in einer kleinen entlegenen Garnison Norddeutschlands 48