892 Anhang. Antike Numismatik. (§ 69) bloss eine bestimmte Form feststellte — „Münzen“ ohne Gepräge haben die Gallier gehabt —, x ) sondern durch seinen Stempel für eine gewisse Metallquantität haftete. Diese Erfindung wurde in dem Zeitalter des grossen Aufschwunges, als Tyrannen herrschten, (S. 523) gemacht. Nach Herodot * 2 ) haben die Lyder das erste Geld ausgegeben (§ 53). Die phry- gische Königin Hermodike prägt den Kymäern die ersten Münzen; 3 ) in Europa prägt Pheidon die frühesten Münzen auf Aigina 4 ) und die älte sten römischen Kupfermünzen mit Bildern werden Servius Tullius zu geteilt. 5 ) Man muss, um das antike Geld richtig zu beurteilen, daran fest- halten, dass unter normalen Verhältnissen Gold- und Silbermünzen stets Waren von einem bestimmten Gewichte waren. Daher ist die grosse Rechnungseinheit, das Talent, wie seine Unterabteilungen, Mine, Stater, Schekel, Drachme und Obolos Gewichtsbezeichnung; die lokalen Rech nungsweisen, wie Xivqa in Sizilien und pondo in Rom, machen von dem allgemeinen Prinzip keine Ausnahme. Dieses Verhältnis von Münze und Metall wird durch merkwürdige Erscheinungen illustriert: Im Notfall wird die Ausfuhr von Geld verboten wie einer Ware. 6 ) Der Sieger rechnet die Beute an Edelmetall nach dem Gewicht, mag dasselbe geprägt oder zu Geräten verarbeitet sein. Umgekehrt dienen die Münzen wieder als Gewichte, nach denen z. B. in Rezepten nicht selten gerechnet wird. 7 ) Ziehen wir die vollen Konsequenzen dieser Sachlage, so ergibt sich, dass die Werte der antiken Münzen für uns nur so relativ bestimmbar sind wie die antiken Preise irgend einer Ware, 8 ) dass ferner die sogenannten Währungen des Altertums Gewichtssysteme sind, folglich in die Metro logie gehören, dass dagegen der Numismatik selbst nur das Wertverhält nis der Metalle unter einander zufällt. Dieses hat ja öfter gewechselt. 9 ) Gold und Silber standen anfangs wie 14 : 1,*°) dann, allmälig sinkend, 11 ) seit Alexander 10 : l; 12 ) Augustus regulierte das Verhältnis der Courant münzen auf 1 aureus = 25 denarii; bald tritt aber das Goldpfund ein, nach welchem die Geldbussen häufig bestimmt sind 13 ) und Constantin seine Münzen tarifiert. Bei der Reichsteilung dagegen herrschte das Silber pfund, welchem 5 Goldstücke gleich standen. 14 ) Jetzt ist bekanntlich die 0 Cassiod. var. 7, 82; bestätigt durch die Funde von Siena (B. 1875, 260, nach makedonischem Fuss); Elektronscheibe aus Chiusi: Period. VI T. 8, 10; drei Silber scheiben aus Volterra: Mommsen S. 18; Re genbogenschüssel, Katalog Seyffer Nr. 68. 2 ) Herod. 1, 94; Xenophanes bei Pollux 9, 88; Tvyddag Pollux 8, 87. 7, 98. 8 ) Exc. Aristot. nohx. 87. 4 ) Ephoros bei Strabo 8, 858; parische Chronik Z. 45; Ael. v. h. 12, 20; Etym. M. oßehioxog. Die Athener dagegen schrieben das früheste Geld Theseus zu (Plut. Thes. 25). 5 ) Plin. nat. h. 88, 8, 18. Andere Sage bei Lucan. 6, 402. Die chinesischen Er zählungen über die Münzprägung (Am. J. 4, 284 ff.) sind fabelhaft. 6 ) Zonar. 8,19; Cic. pro Flacco 28; Cod. Justin. 4, 68, 2; die Spanier ahmten im 16. Jahrhundert diese Massregel nach. 7 ) Z. B. Victoriatus denarius: Marcellus Empir. 80, 28 p. 820, 17; De mens, et ponder. 8. 8 ) Die Bestimmungen von A. v. Rauch (Mitt. d. Berl. numism. Ges. 1857 und Berl. numism. Ges. III 1857 u. Berl. Ztsch. 1, 82 ff.) sind jetzt veraltet. y ) Th. Reinach, Rnum. 1898, 1 ff. 141 ff.; Michälius, d. Geldmetalle u. ihre Wertver hältnisse im Altertum, 2. A. München 1894. 10 j Im Jahre 434: CI Attic. I p. 160. *') 13 : 1 Herod. 3, 95; 12 : 1 Plato Hipparch. p. 231. 12 ) Menander bei Pollux 9, 76; Polyb. 22, 15; Liv. 38, 11 (J. 189). 13 ) Röm. Quartalschr. 6, 274 (Salona); CIG. 2040; Heuzey, mission de Macedoine S. 94 Nr. 49; vgl. Priscus fr. 1 p. 72 b 5. 7 Müller 14 ) Cod. Justin. 10,76. Silberpfunde auch