590 Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. Litteratur: C. W. Wiberg, om Grekernas och Etruskernas inverkan pä bronskul- turen, Gefte 1869, 1 T. (s. S. 585); über den Stil Julius Lange, billedkunstens fremstilling, Mem. de l’acad. de Dänemark 1892, 5. s. Y Nr. 4 (der ein Gesetz der Frontalität in der Plastik entdeckt zu haben glaubt); über die Bronzezeit s. S. 208 und die in der Topographie verzeichneten Monographien, dazu Naue, d. Bronzezeit in Oberbayern, München 1894, mit Atlas von 49 Tafeln; Richly, d. Bronzezeit in Böhmen, Wien 1894 m. 55 T. Kap. VII. Die erste hellenisierende Periode: Erringung- der Freiheit. (525—445). (T. 8. 9.) a) Griechenland. 334. Wir hatten die Anwohner des östlichen Mittelmeeres in politisch nicht gerade glänzenden, aber den Bürgern vorteilhaften Verhältnissen verlassen. Mit noch unverbrauchten Kräften waren die Hellenen, von ihren sogenannten Tyrannen getrieben, in den friedlichen Wettkampf ein getreten und, wenn man unter den geschilderten Nationen die erfindungs reichste nennen sollte, so würde der Preis unstreitig diesen Neulingen ge bühren, welche eben alles neu zu lernen hatten. In Handel und Industrie waren diese zersplitterten Kleinstaaten zu einer Grossmacht geworden. Die Männer, welche ihre Geschicklichkeit sogar über den bewunderten Orient obsiegen sahen, welche die Welt bis Tartessos durchwandert, die durch Unternehmungslust reich geworden, passten nicht in eine Stadt, wo die festgesessenen Geschlechter alles regelten, noch dorthin, wo ein Tyrann für alles sorgen wollte; man war unzufrieden mit dem Bestehenden, in der Verfassung wie im geistigen und künstlerischen Leben. Wenn ein Anaximandros und Anaximenes die ganze Welt erklären wollen und ein Hekataios der ganzen Sagenwelt der Griechen den Märchenzauber abstreift wie ein Knabe den Schmelz eines Schmetterlingflügels, konnten die Künstler, die damals auch oft Inschriften anzubringen hatten, also ein bischen Lit- teraten waren, der Unruhe des Zeitalters sich nicht ganz verschliessen. Aus der Konventionalität des Bisherigen heraus strebt alles nach Natur, aus dem Gebundenen nach Freiheit und Beweglichkeit. Aber das Her kommen, welches in den Ländern ringsum fest haftet, ist noch immer eine grosse Macht und das Publikum nicht so verbildet, dass es jeden begeistert aufnähme, der nur etwas neues überraschendes, was es auch sei, brächte. Mag sein, dass es einzelne Revolutionäre in der Kunst wie im Leben gab; die Geschichte weiss nichts von ihnen. Der Umschwung in der Kunst vollzog sich mithin langsam und kaum merklich; Schritt für Schritt ge wann der demokratische Geist Boden. Er erhielt eine mächtige Förderung, als die Sieger von Platää und Salamis und König Gelon** dieJOrientalen demütigten. Mächtig stieg da das Selbstbewusstsein der Griechen. Jetzt gilt das Orientalische nicht mehr für vorbildlich, im Gegenteil verpönt man die alte an den Orient erinnernde Tracht 1 ) und sucht das echte Hellenentum in einem Gegensätze zu Asien und den „Barbaren“ überhaupt. Gleichzeitig brachte der Sieg in das verhältnismässig geldarme Land grossen Reichtum, dessen Zehnten der Gottheit und damit der Kunst zu gute ) Aeschyl. Pers. 183,