Kap. II. Die Anfänge der Kunst. (§ 305.) 429 Darstellungen studiert worden (s. u.). Einfluss der Materialien: Hausmann, Kleinigkeiten in bunter Reihe 1839 I 260 ff.; Handel und Verkehr: Heeren, Ideen über d. Politik, d. Verkehr u. Handel d. vorzüglichsten Völker d. alten Welt, Gött. 1824; W. Richter, Handel u. Verkehr d. wichtigsten Völker d. Mittelmeeres im Altertum, Lpg. 1886; 0. Schräder, linguist.-hist. Forschungen z. Handelsgesch. u. Warenkunde; Hullemann, Gesch. d. byzant. Handels; andere Litteratur hei I. Müller, Handbuch IV S. 476a; Sojciale Bedingungen des Kunstlebens: Taine, philosophie de l’art en Italie, - - dans le Pays-Bas, — en Grece, Paris 1866—69 u. ö.; Mienen und Gebärden; Gust. Portig, die Darstellung des Schmerzes in der Plastik, 1885 (Samml. v. Vprtr. her. von Frommei u. Pfaff, XIII. Heid. 1885 S. 25 ff.); Sittl, die Gebärden der Griechen u. Römer, Lpg. 1890. Tracht: Die Kostümbücher von Weiss, A. Racinet, Quincke u. A. sind für uns wertlos; vgl. auch A. v. Heyden, die Tracht der Kulturvölker Europas, Lpg. 1889 (Seemanns Kunsthandb. IV.). Die Trachtenkunde des Altertums steht noch in ihren Anfängen; Beiträge lieferten: J. Böhlau, quaestiones de re vestiaria Graecorum, Weimar 1885; Studnjczka, Beitr. z. Gesch, der altgriech. Tiacht, Wien 1886 (Abh. d. arch.-epigr. Sem. d. Univ. Wien Bd. VI 1), mit Abb.; Walther Müller, quaestiones vestiariae, Gött. 1890, für die orientalischen Völker Max Müller, Asien und Europa in den altägyptischen Denkmälern, Lpg. 1893. Lehrreich sind die Modellfiguren des Bildhauers von der Launitz (Philologenvers. zu Heidelberg 1865) aber eben nur als Bilder einer einzelnen Zeitperiode. Über die Kleidung vom künstlerischen Standpunkt: Heuzey, L’ami des mon. VI S. 270 ff. 323 ff.; Haartracht: ausser vielen Einzelbemerkungen vgl. Hadr. Junius, de coma, in Gruteri Lampas IV 505 ff. u. Krause, Plotina, Lpg. 1858. Aus diesen äusseren Anzeichen allein sind Schlüsse nur mit Vorsicht zu ziehen, z. B. ordnete Eckhel die armenischen Münzen nach der Form der königlichen Tiara, irrte dabei aber um 200 Jahre (v. Gutschmid, kleine Schriften 2, 342, 1). Zur Ge schichte des Schönheitsideales hat Junius (de pictura) einiges Material gesammelt. Die Anstandsregeln sind noch gar nicht behandelt. Aus unserer Auffassung der Kunstgeschichte als einer Geschichts wissenschaft ergibt sich auch die Begrenzung derselben. Da Winckehnann in einer Zeit schreibt, welche in dem hellenischen Ideal die Panacee für alles Unbefriedigende findet, ist für ihn der griechische Künstler der Heiland und der römische^ um eine Stufe niedriger, dessen Apostel. Alle guten Arbeiten waren griechisch, die irgendwie mangelhaften römisch, das Orientalische galt für unklassisch. Ludwig Ross kämpfte gegen diese Vor urteile, bezahlte aber seine Anschauungen mit einem verbitterten Leben. Die allgemeine Kunstgeschichte begann zu seiner Zeit schon sich des Orientes anzunehmen. Schliemanns Ausgrabungen und was sich daran schloss, — das früher bekannte der Art war wenig beachtet — predigten laut, dass die griechische Kunst aus der orientalischen erwachsen und nur durch sie verständlich sei. So ist denn die Thätigkeit aller Völker des Altertums Gegenstand der Kunstgeschichte. Unbeschadet persönlicher Sympathien, sind alle dem Geschichtsschreiber interessant, zu allen Zeiten hat es Talente und Stümper gegeben, jede Periode hat ihre Bewunderer gefunden; der Classicismus mitsamt dem „Niedergange“ ist ein unhistori scher Begriff, der in die Ästhetik gehört. Kap. II. Die Anfänge der Kunst. (Tafel I.) 305. Der Kunstsinn lebt im Menschen, seit dieser überhaupt die Erde bewohnt; dies beweisen die Höhlenfunde aus den Zeiten, da noch Mammuth und Renntier in Europa hausten, unwiderleglich. Schon im Jahre 1853 begannen französische Forscher auf die kunstreichen Arbeiten der Höhlen der Dordogne aufmerksam zu werden; dieselben wurden jedoch von vielen noch mit zweifelnden Augen angesehen, ebenso auch die nächstfolgenden Funde von Thayingen, zumal ein paar gefälschte Gegenstände in den