Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§ 212.) 215 Vergoldung *) ist ebenfalls eine sehr alte Erfindung, welche die ausge dehnteste Anwendung findet. Es entwickelt sich ein eigener Stand der Vergolder (xQveranaf, inauratores), an welchem selbst Frauen teilhaben. * 2 ) Die Vergoldung im ganzen betraf fast nur attische Grabbeigaben aus Terrakotta (Medaillons, Astragalen und ornamentale Köpfe) 3 ) oder Bronze figuren. 4 ) Versilbert dagegen wurden Bronzespiegel 5 ) und Postamente von Gips. 6 ) Überdies ist eine teilweise Vergoldung oder Versilberung im Inter esse der Polychromie oft angewendet worden, die erstere z. B. an griechi schen Vasen oder Terrakottafiguren und passender an den Ziselierungen alter Silberschalen, die letztere aber an den getriebenen Bildern von Bronzearbeiten. 7 ) 212. Die kunstmässige Bearbeitung der Metalle zerfällt in drei verschiedene Hauptarten, Schmieden, Blecharbeit und Giessen. Das Schmie den, durch welches im Altertum das Eisen fast ausschliesslich bearbeitet wurde, blieb auf dem Standpunkt des schlichten Handwerks stehen, wes halb wir äuf seine Technik nicht näher eingehen. Litteratur: Blümner 4, 860 ff. m. Abb.; Graf Wurmbrand, das Urnenfeld von Mariarast, sep. Braunschweig 1879 S. 59 f. Das Kupfer samt seinen Legierungen (je kupferreicher, desto besser) und die edeln Metalle lassen sich leicht mit dem Hammer zu Blech schlagen, 8 ) in welcher Form die Metalle grosse Bildsamkeit haben. Das Blech lässt sich nämlich bearbeiten I. mechanisch durch Ein pressen einer Form (Stanze), sei es, dass das Blech mit einem hölzernen Hammer in eine hölzerne Form oder um einen geschnitzten Holzkern eingeschlagen wurde 9 ) oder dass der Arbeiter dasselbe zwischen eine eiserne oder stei nerne Form und eine Bleiplatte legte und dann einen starken Schlag auf letztere führte. 10 ) Ornamentformen scheinen sich in Mykene gefunden zu haben. 11 ) II. aus freier Hand, indem das Blech von innen, entsprechend den aussen aufgezeichneten Umrissen, durch kleine Hämmer erhaben herausgetrieben wurde, 12 ) was Treiben oder Ciselieren (franz. au re- pousse) heisst. Hiebei wurde bis zur Gefahr des Zerreissens gearbeitet; 13 ) Naturgesch. 2, 71) so gut wie im 5. Jahr hundert nach Chr. (B. mon. 1889 S. 74). *) Recepte bei Theophilus 8, 85—39. 2 ) XQvacozQta in einer athenischen In schrift Bch. 13, 79. 3 ) AZ. 30, 39; Furtwängler, Samml. Sabouroff zu T. 145; AA. 1891 S. 122. 4 ) Herkules aus dem Theater des Pom- pejus ? ygl. S. 206; Kugel u. Flamme im rö mischen Cirkus: Ammian. 17,4, 15; Figuren: Ross, Inselr. 3, 141 A. 2. 3 und Berliner Mu seen, Verz. der Vorderasiat. Altert. S. 99 Nr. 774; Nägel, angeblich vom Schatzhause des Atreus in München; Votivschiffchen aus Jüt land; Lepage, reponse ä la notice de M. Hittorf sur les pyramidions en bronze doree, Paris 1836; P. 5, 10, 4. 5; ’dQycuoh. dskriov 1887 Jan. Febr. — Eiserner Helm, im deli- schen Inventar Bch. 6, 130. ö ) Ra. 41, 115. 6 ) CIG. 3159 (für einen Smyrnaer); Me nander monost. 469 §vnog yvvrj necpvxev rjQyvQto^Evog', Cfefässe: A. 1871, 5 ff. 7 ) Klappspiegel AA. 1891 S. 123. 8 ) Vgl. Theophilus I K. 23. 9 ) In Mykene: Milchhöfer, Anfänge der griech. Kunst S. 13. 10 ) Theophilus divers, artium schedula 3, 74. i 11 ) Schliemann, Myk. S. 121 — Schreiber Atlas 70, 9. 10 = Blümner Techn. 4, 238 — Hohlformen in Olympia: Ausgrab. IV T. 24, 3. 26 S. 19. 12 ) Werkzeuge: Theophilus III 13, über die Arbeit K. 26. 73. 77.; Abbildung der Ar beit auf einer Camee in Neapel Mus. Borb. I 53, 3. 13 ) Quintil. 2, 4, 7; Bröndsted, Bronzen von Siris S. 2; Michaelis, das corsinische Silbergefäss S. 5.