100 Klassische Kunstarchäologie. I. Denkmälerkunde. die Mode gekommen war, in altmodischen Bildern die Naivität eines unschuldigeren Zeitalters fand, stammt das erhaltene Werk des Pausa- nias. Dieser anderweitig nicht bekannte Mann — nach seinem Buche ein Lydier von Geburt, welcher unter Mark Aurel schrieb — stellte in zehn Büchern das festländische Griechenland einschliesslich Aigina (naQirj- yrjöig zrjg c EXXcc6og) mit Rücksicht auf dessen Geschichte und Sehenswür digkeiten dar. Nach einer Mode jener Zeit war Herodot in Stil und Auf fassung sein Vorbild, wie auch das Prunken mit erborgten Citaten den Menschen des zweiten Jahrhunderts verrät. Er schöpft einerseits aus Büchern, statt deren er nach herodotischer Art mündliche Quellen fingiert, andererseits aus persönlicher Anschauung; der Umfang der letzteren wird sich kaum je bestimmen lassen. Litteratur: Herodotnachahmung: Böckii, ges. kleine Schriften 4, 208 ff.; Pfundt* neu, P. periegeta imitator Herodoti, Diss. von Königsberg 1866. — Nur 5, 20, 2 erscheint eine Art Quellenangabe; über 5, 28,8 f. vgl. Robert, arcbäol. Märchen S. 16 A. 1. — Die von Che. König (de Pausaniae fide et auctoritate, Berlin 1882) angeregte Frage nach der Glaubwürdigkeit wurde erst unter dem Eindruck der olympischen Ausgrabungen lebhaft erörtert, zu Ungunsten des Schriftstellers von Ud. v. Wilamowitz (Hermes 1877 S. 344 ff.), Patjl Hirt (de fontibus Pausaniae in Eliacis, Diss. v. Greifswald 1878), Maass (de Sibyl- larum indicibus, Greifsw. 1879), G. Hirschfeld (AZ. 1882, 97 ff.), Kalkmann (Pausanias der Perieget, Berlin 1886), mehr oder weniger wohlwollend dagegen von Joh. Schubart (Jahrbb. 127, 469 ff.), Brunn (ebend. 129, 53 ff.), Hitzig (zur Pausaniasfrage, Festschrift des philo!.- Kränzchens in Zürich, Z. 1887 S. 57 ff.), Gurlitt (über Pausanias, Graz 1890) und Benker (s. o.). Auch die Aufdeckung Delphis wird zu seiner Kritik beitragen; eine Probe bei Pomtow, Ath. Mitt. 14, 15 ff. — Unter den nach schlechten Handschriften gemachten Ausgaben sind bemerkenswert die Texte von Clavier (1814—23), Bekker (1826), Din- dorf (Paris 1845) und Schubart (Lpg. 1853), die kritische Ausgabe von Schubart und Walz, Lpg. 1838—39, 3 Bde. (eine neue von Hitzig vorbereitet, ebenso für die bibl. Teub- neriana von Spiro), ferner die erklärende von Siebelis, Lpg. 1822—28, 5 Bde. (mit Wort register). Die Handschriften, deren keine über das 15. Jahrhundert zuriickgeht, stammen aus einer Vorlage; einen Codex stellt auch die lateinische Übersetzung des Amasaeus (1516. 1547) dar. Beiträge zu dem noch immer fehlenden Kommentar: Panofka, Proben eines archäologischen Kommentars zu P., Monatsber. d. preuss. Ak. 1840 S. 33 ff., 1853 S. 223 ff., m. 28 Abb.; archäol. Komm, zu P. Buch II Kap. 24, Berlin 1855, m. 3 T.; Pau saniae descriptio arcis Athenarum von O. Jahn 1860, 2. Aufl. 1880 v. Michaelis; Jane Harrison, mythology and monuments of Athens, London 1890; Imhoof und Percy Gardner, a numismatic commentary on P., separat aus dem Jhst. 1885— 87, m. Licht druckt.; auch C. G. Siebelis, progr. de vocabulis aycdfta %oavov et avdQiug ap. P., Bautzen 1818. Die rhetorischen sx(fQccö8ig totvoov der Kaiserzeit bewegen sich meist in Allgemeinheiten. 1 ) 85. Unter der byzantinischen Herrschaft war Griechenland eine von den Weltstrassen abgelegene, in der Hauptstadt kaum bekannte Provinz, die erst allmählich wieder entdeckt werden musste. Schon früh sind durch die Kaufleute von Pisa und Venedig griechische Werke nach dem Westen gebracht worden. Als die griechischen Kaiser, weil der Untergang des Reiches drohte, mit den verhassten Italienern eifrigen Verkehr anbahnten, konnten schon einzelne Humanisten zu ihren Antiken auch einige griechische fügen. Nach Poggio Bracciolini 2 ) kam der gelehrte Kaufmann Cyriacus von Ancona (ungefähr 1391 geboren, vor 1459 gestorben), der die günstige Gelegenheit zu Studien in den ] ) Hermog. prog. 10, vgl. Aphth. prog. 12 (mit Beispiel); Theon prog. 11. 2 ) Shepherd, life of P. B. p. 291.