Leistungen bei Mobilmachung und Aufmarsch. 47 14. Rückblick über die bei Mobilmachung und Aufmarsch von den Eisenbahnen vollführten Leistungen. Die bei Mobilmachung und Aufmarsch zu bewältigende Transport¬ bewegung bedeutete zahlenmäßig keine ungewöhnlich hohe Belastung des heimatlichen Netzes, da die zu Kriegsbeginn notwendigen militärischen Leistungen sich unter fast vollständiger Ausschaltung des gesamten übrigen Verkehrs abwickeln konnten. Die für die Eisenbahnen sich ergebenden Schwierigkeiten lagen vielmehr in der plötzlichen Umstellung des Friedens¬ verkehrs auf die völlig veränderten Verkehrsbedürfniffe des Krieges und in der Notwendigkeit, Ein- und Ausladungen auf verhältnismäßig wenigen, infolge des geringen Friedensverkehrs oft nur unzureichend ent¬ wickelten Bahnhöfen vornehmen zu müssen. Die Hauptrichtungen des Zug¬ verkehrs, die Belastung der einzelnen Strecken, die Stärke und Zusammen¬ setzung der Züge änderten sich grundlegend gegenüber dem Friedensbetriebe. Während dieser mit geringen Ausnahmen sich täglich gleichblieb, war der Zugverkehr nach Ausspruch der Mobilmachung ständig wechselnd und oft stoßweise verlaufend. Auch die Belastung des Netzes wurde eine durchaus ungleichmäßige; auf den großen durchgehenden Linien, namentlich in der Nähe der Grenze, häuften sich die Züge, während auf anderen Strecken nur wenige oder gar keine Militärzüge verkehrten. Die hiernach notwendige Umstellung aller Betriebs- und Verkehrs- verhältnisie vollzog sich in voller Ruhe und Planmäßigkeit und stellte sowohl hinsichtlich der umfassenden und sorgfältigen Vorbereitung als auch der pünktlichen und reibungslosen Abwicklung eine außerordentliche Leistung der Eisenbahnen dar. Sie war nur möglich dank der Zuverlässigkeit des gesamten technischen Apparates, der Hingabe und Pflichttreue des Per¬ sonals und der eingehenden organisatorischen Vorarbeit, in die sich Militär- Cisenbahnbehörden und Eisenbahnverwaltungen im Frieden teilten. Ihren gemeinsamen Vorbereitungen war es gelungen, daß Mobilmachung und Aufmarsch planmäßig, ohne jede Störung verliefen, und daß die gesamte deutsche Heeresmacht zur festgesetzten Stunde schlagfertig an den Grenzen des Reiches stand. Die hierbei vollführten Leistungen fanden ihre Wür¬ digung in einem Erlaß des Obersten Kriegsherrn vom 22. August 1914: „Mobilmachung und Versammlung des Heeres an den Grenzen sind vollendet. Mit beispielloser Sicherheit und Pünktlichkeit haben die deutschen Eisenbahnen die gewaltige Transportbewegung ausgeführt. Dank¬ bar gedenke ich zunächst der Männer, die seit dem Kriege 1870/71 in stiller Arbeit eine Organisation geschaffen haben, die nunmehr ihre ernste Probe glänzend bestanden hat. Allen denen aber, die, meinem Rufe folgend, mit-