566 Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. »>. Juni, dern, im Osten und schließlich auch in Italien drohenden neuen feindlichen Massenangriffe zu Angriffsunternehmungen am Chemin des Dames veraus- gabt hätte, für die sie schon nach den Berechnungen der 7. Armee bei weitem nicht ausreichten und deren Dauer und schließlicher Kräftebedarf im voraus überhaupt nicht zu übersehen war. Die letzten Reserven hätten festgelegen oder wären verbraucht gewesen, wenn es galt, in Flandern die Stützpunkte des Unterseekrieges gegen den Ansturm der Engländer zu verteidigen und die österreichisch-ungarische Ostfront gegen die Kerenski-Offensive vor dem Zu- sammenbruch zu retten'). Wenn nur die Möglichkeit dazu bestanden hätte, wäre gewiß niemand eher bereit gewesen, wieder anzugreifen, wie die Oberste Heeresleitung. B. Entwicklung der Gesamtlage. März. Am 16. März, kurz nach Bekanntwerden der russischen Revolution, war Reichskanzler von Bethmann Zollweg auf Grund einer Mit- teilung des österreichisch-ungarischen Außenministers GrafenLzernin, daß Friedensmöglichkeiten mit Frankreich beständen, in Wien gewesen. Graf Czernin hatte bei dieser Gelegenheit dargelegt, wie schwer die Lage der Doppelmonarchie sei, und im Zusammenhang damit die Möglichkeiten und Bedingungen eines etwaigen Friedensschlusses erörtert. Dabei war für ihn maßgebend gewesen, daß Österreich-Angarn an sich keinerlei Feindschaft gegen die Westmächte hegte. Von seinen Gegnern waren Serbien, Monte- negro, Rumänien niedergeworfen; mit Rußland hoffte man, sich zu einigen. Als einziger Feind blieb Italien; ihm gegenüber war man zu keinerlei Zugeständnissen bereit. In Verfolg der Gedanken, die Kaiser Karl und Graf Czernin am 21. Februar dem Prinzen Sixtus mitgeteilt hatten*), suchte Graf Czernin zu ermitteln, welche Stellung Deutschland in der elsaß-lothringischen Frage einnehme, ohne deren Lösung ihm ein allgemeiner Friede nicht erreich- bar schien. Cr beabsichtigte, wie er sagte, durch den früheren österreichisch- ungarischen Botschafter in London, Grafen Mensdorff, mit einem Vertrauens¬ mann in Frankreich Fühlung aufzunehmen, und wünschte zu wissen, welche Forderungen Deutschland an Frankreich zu stellen gedenke. Der Reichs- kanzler nannte neben solchen auf kolonialem und wirtschaftlichem Gebiet die Abtretung des Erzbeckens von Vriey-Longwy, nötigenfalls gegen Austausch mit elsaß-lothringischen Gebietsteilen. Cs wurde vereinbart, daß etwaige sonstige Neuerwerbungen für Deutschland im Osten liegen sollten, für öfter- reich-Ungarn am Balkan. Am 26. März wurde die Aussprache in Verlin ') Weiteres hierzu wird Vd. XIII enthalten. -) S. 171.