Lage bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 553 von Gallwitz nicht durch. General Ludendorff und Oberst Graf Schulenburg „waren vielmehr von der Notwendigkeit der Abwehr, allerdings der aktiv geführten, durchdrungen". Über Meutereien im französischen Heere waren seit Anfang Mai kaum noch Nachrichten gekommen, so daß man an vereinzelte Erscheinungen glauben konnte. Als dann aber am 31. Mai die ausländische Presse über Unruhen in Paris berichtete, machte General Ludendorff dazu den Vermerk: „Unsere Zeitungen sollen... sich sehr zurückhaltend darüber äußern. Haeften benachrichtigen." Damit wurde die Angelegenheit Oberst- leutnant von Haeften, dem Leiter der Militärischen Stelle des Auswärtigen Amtes, überwiesen, in dessen Händen vor allem die Auslandspropaganda lag. Sie hatte bereits am 14. Mai einen Funkspruch über Kriegsmüdigkeit im französischen Heere in die Welt gesandt, dem aber der Lyoner Sender am 26. Mai widersprach. Die Presse sollte nur die gemeldeten Tatsachen bringen, sich aber jeder eigenen Ansicht enthalten, damit sich die Reihen beim Gegner nicht wieder schlössen. Die Oberste Heeresleitung nahm damit gegen- über den Unruhen und Disziplinwidrigkeiten in Frankreich eine ähnliche Stellung ein wie gegenüber den Vorgängen in Rußland. Ein Eingreifen, sei es durch Propaganda, sei es durch eine militärische Offensive, sofern diese nicht mit durchschlagendem Erfolg geführt werden konnte, würde — wie sie annahm — den Widerstandswillen neu wecken und dem Gegner helfen, die Krise zu überwinden. Befehl zum Ausbau der Hunding/Vrunhild-Stellung. Am 7. Zum befahl die Heeresgruppe hinter der 7., 1. und 3. Armee den 7.Z»»i. Ausbau der Hunding/Vrunhild-Stellung und anschließend eines Riegels zur jetzigen Stellung der 5. Armee sowie Vorbereitungen für einen vielleicht notwendig werdenden Rückzug (später „Gudrun" genannt) in diese Stellun- gen. Ein Grund zu solchem Rückzüge, der „nur strategischer Natur sein könnte" — so hieß es erläuternd —, liege zur Zeit für keine Stelle der Heeres- gruppenfront vor. Es handele sich vielmehr darum, die rückwärtige Stellung „mit allem Nachdruck so stark auszubauen, daß gegebenenfalls nach ihrem Beziehen auf dieser Front der Heeresgruppe neue Bewegungsfreiheit erreicht und möglichst starke Kräfte freigemacht werden können"'). *) Cs liegt nahe, diese Vorbereitungen mit dem von Major Wetzell in seiner Mai- Denkschrift vorgeschlagenen Zurücknehmen der Front in Verbindung zu bringen. Nach Mitteilung des Gen. Ob. a. D. Beck, der damals bei der Hgr. die Anlage rückwärtiger Stellungen bearbeitete, vom Febr. 1939 lagen bei der Hgr. „zwingende Einflüsse des Augenblicks" für die befohlenen Maßnahmen nicht vor.