II. Die Angriffspläne der Entente bis Mtte März. A.Gesamtlaye beim Jahreswechsel Beilagen 2 a und 23; Karte 1 von Band XI. Auf der Konferenz von Chantilly') am 15. November 1916 hatten die Linter verbündeten Mächte ihre Aussichten noch recht günstig beurteilt. An der Westfront schien der Gegner durch die Kämpfe bei Verdun und an der Somme schwer mitgenommen, und auch seine Ostfront war durch die Brussilow-Ofsensive stark erschüttert worden. Am Balkan hoffte man trotz aller Rückschläge noch auf Sieg. Bei Beginn des neuen Jahres zeigte sich aber die allgemeine Lage in wesentlich trüberem Lichte. Der Zusammen- bruch Rumäniens bedeutete mehr als eine örtliche Schlappe; er entschleierte Rußlands Ohnmacht. Wenn aber das Gewicht der russischen Angriffskraft fortfiel, so war der gesamte Osten lahmgelegt: Rumäniens Armee durfte dann von Glück sagen, wenn es ihr gelang, sich hinter dem Sereth zu be- haupten, während General Sarrails Offensive gegen Bulgarien ohnehin schon aussichtslos geworden war. Griechenland hoffte man noch zur vollen Teilnahme am Kriege zu bringen. Als Folge der veränderten Lage an der Ostfront rechneten die militä- rifchen Kreise der Verbündeten damit, daß die Mittelmächte zu Beginn des Feldzuges von 1917 den Balkan abriegeln und sich — möglicherweise durch Schweizer Gebiet und unter Ausweichen an der Westfront — auf Italien werfen könnten. Auch schien es, wenn schon die schweizerische Neutralität verletzt wurde, nicht ausgeschlossen, daß der deutsche Stoß von vornherein die Richtung gegen Frankreich, auf Lyon, bekam. Rechnete man die beängstigende Zunahme der Schiffsverluste durch die deutschen Unterseeboote hinzu, so zeigte das Verlustkonto der Verbündeten ein bedenkliches Anschwellen. Auf der Gewinnseite konnte nur das Friedens- angebot der Mittelmächte gebucht werden, aus dem eine gewiffe Kriegs- Müdigkeit zu sprechen schien. Auch der im November eingetretene Thron- Wechsel in Österreich-Ungarn ließ vielleicht günstige Cntwicklungsmöglich- leiten erwarten. Der Friedensvorschlag des Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde dagegen als unbequem empfunden; denn ein Friede auf der Grundlage der derzeitigen Machtverhältnisse schien gleichbedeutend mit dem 1) Bd. XI, S. 433 ff.